top of page

Basel...und die Kraftwerkinsel in Birsfelden

Corinna

Die Kraftwerkinsel: über viele Jahre führte mein ehemaliger Arbeitsweg über diese Insel, doch genauer zur Kenntnis genommen, hatte ich diese nie. Erst als ich vor wenigen Monaten den Grenzacher Hornfelsen raufkraxelte, nahm ich wieder Notiz von ihr. Nun, da ich schon auf dem Felsen war, wieso sollte ich da nicht auch mal die Kraftwerkinsel besuchen?


An einem Samstag war es also soweit. Von Birsfelden her betrat ich die Insel. Vor Jahren, wie bereits erwähnt, auf dem Arbeitsweg mit dem Velo, an diesem Samstag allerdings das erste Mal zu Fuss. Statt schnell vom einen Rheinufer ans andere zu radeln, hatte ich nun Zeit und auch das Interesse mitgebracht, diese Insel zu erkunden.


Erster Blick auf dem Weg zur Insel. Ganz links die Roche Türme, rechts seht ihr das Maschinenhaus (grün) und das Dienst-und Verwaltungsgebäude (der flache Bau davor).

Erbaut wurde die Insel 1954, doch bereits in den 80er Jahren des 19.Jahrhunderts gab es die ersten Ideen, das Rheingefälle zur Elektrizitätsgewinnung zu nutzen. Mangels Abnehmern, wurden diese Pläne aber erst Jahre später umgesetzt. Denn erst im zweiten Weltkrieg, als die Brennstoffe knapp wurden, steigerte sich die Nachfrage nach elektrischer Energie und die Pläne für die Kraftwerkinsel wurden konkreter. Basel und Baselland taten sich zusammen und reichten 1942 ein entsprechendes Konzessionsgesuch beim Bund ein. 1950 erfolgte schliesslich der erste Spatenstich.



Zweiter Blick auf dem Weg zur Insel: das weisse Gebäude ist der Schleusenturm, in dem der Schleusenwärter seine Arbeit verrichtet.

Doch vor dem ersten Spatenstich stellte sich die Frage nach dem passenden Standort. Eine 'Heimatschutz Variante' plante, das Kraftwerk 300 Meter weiter oben bauen zu lassen. Damit wäre der Blick auf den Hornfelsen unverstellt geblieben und zugleich hätte das Gut 'Birsfelder Hof' Bestand gehabt. Leider wäre damit aber zuviel Gefälle verloren gegangen, so dass dies keine Möglichkeit war. Es wurde auch in Erwägung gezogen, das Kraftwerk weiter abwärts zu bauen. Doch da die Schiffe nach der Schleuse eine gewisse Strecke benötigen, die Eisenbahnbrücke zu passieren und auch noch dem Birsdelta ausweichen müssen, war auch dies keine Option.



Der Birsfelder Hof, der dem Kraftwerk weichen musste. (Quelle: verschwundenes Basel)

Die Geschichte dieses Bauernhofes geht bis ins Mittelalter zurück und ist verknüpft mit dem Kloster St. Alban. Damals, als die Felder noch vor den Stadtmauern Basels lagen. Damals bestand Birsfelden aus diesem einen Hof mit seinen Gebäuden. Erst als 1425 eine kleine Brücke über die Birs gebaut wurde, entwickelte sich auf diesem Birsfeld eine kleine Brückensiedlung und schliesslich Birsfelden.


Nun aber zurück zur Kraftwerksinsel. Da deren Bau eine grosse Umgestaltung der Landschaft bedeutete, sollte diese nicht nur der Energiegewinnung, sondern auch der Erholung der Bevölkerung dienen.



Bau der Kraftwerkinsel (Foto: T.Strübin, Kantonsmuseum BL)

Beim Bau der Insel kamen 2 Millionen Kubikmeter Aushubmaterial zusammen. Ein Teil davon wurde mit einer extra dafür gebauten Bahn zur Schweizerhalle in den Auboden transportiert. Durch die Stauung des Rheins, wäre dort nämlioch ein Areal von 145'000 Quadratmetern überschwemmt worden, was man mit der Aufschüttung verhindern konnte. Heute befindet sich dort der Auhafen.



Das Schalthaus, in dem die Stromverteilung erfolgt.

Das Maschinenhaus, der Ort, der Stromproduktion. Und mein damaliger Arbeitsweg...

Pro Jahr werden hier ca. 550 Mio kWh produziert, was etwa 150'000 Haushalten entspricht. Bei der Produktion entfällt zusätzlich Abwärme, womit zusätzlich 1500 Haushalte im Quartier nebenan mit Heizwärme und Warmwasser versorgt werden können.


Innenansicht vom Maschinenhaus.

Erinnert euch die Uhr, die ihr oben im Bild seht, an etwas? Sieht doch aus wie die grosse Uhr an der Messehalle Basel, nicht wahr? Und das kommt nicht von ungefähr. Denn der Architekt des Kraftwerks war Hans Hofmann (1897 - 1957) und eines seiner weiteren bekannten Werke war die Rundhofhalle der Mustermesse Basel. Daher die Ähnlichkeit der Uhren...


Die Stauwehr...

...und weil mir die Architektur so gut gefiel, gibts grad noch ein Bild von vorne.

Ausblick von der Stauwehr in Richtung Basel.

Der Architekt H. Hoffmann legte übrigens nicht nur grossen Wert auf die Formgebung, sondern auch auf die Farben der Gebäude: so sollten Maschinenhaus und Stauwehr grün sein, um die Farbe des Wassers aufzugreifen, und die übrigen Gebäude in Rottönen gestrichen werden.


Die Umgebung der künstlichen Insel wurde vom damaligen Stadtgärtner r. Arioli gestaltet, der Wege, Pavillons der Rudervereine, Rasenflächen und schattenspendende Bäume anlegte.


Die Insel ist also nicht nur für Strom Begeisterte interessant, sondern auch für solche, die sich einen gemütlichen Tag auf der Insel machen wollen. Nicht nur ich war an diesem Samstag auf der Kraftwerkinsel unterwegs, sondern auch ein Pfadiverein, Jugendliche und Alte, die es sich auf Liegestühlen und Badetüchern gemütlich machten und Familien, die am spielen waren. Und nebenbei kann man auch die ein oder andere Schleusenfahrt beobachten.


Die Wohnwagen Beiz auf der Insel.

Zu gewissen Zeiten hat die Wohnwagen Beiz geöffnet, bei mir war sie leider geschlossen. Schaut einfach bei www.vulcanelli.ch nach, und ihr wisst Bescheid.


Sollte es nun jemanden geben, der sich sehr für das Kraftwerk interessiert: es gibt Führungen, die übrigens für Schulen kostenlos sind. Weitere Infos findet ihr unter www.kw-birsfelden.ch .


Nun, ich hoffe, der Artikel war interessant für euch, denn zum Schluss möchte ich euch unbedingt nochmals ein Foto vom Hornfelsen zeigen. Den Felsen, bei dem ich ja gefühlte 300 Höhenmeter in kürzester Zeit bewältigt habe...ähem...🙄


Blick von der Spitze der Kraftwerkinsel bis zum Hornfelsen.

Bis dann und habts fein.


Corinna

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Raron und Rilke

Comments


  • Facebook Social Icon
  • facebook

©2019 by scheissaufsalter. Proudly created with Wix.com

bottom of page