Wie wohl die meisten von euch wissen, brauen meine Schwägerin, meine Schwester und ich gerne mal unser eigenes Bier. Mal ein Helles, mal ein Dunkles... Gebraut haben wir im grossen Topf auf Gasflamme. Das macht Spass, hat aber einen Haken: die Schwierigkeit bestand nämlich darin, die in den Rezepten vorgegebenen Temperaturen einzuhalten...doch das ist, gelinde gesagt, auf Gas eine ziemliche Herausforderung.
So kam ich auf die glorreiche Idee, ein professionelleres Gerät anzuschaffen und besorgte schliesslich einen Brew Monk, in welchem alle Arbeitsschritte vom einmaischen und läutern bis zum Würze kochen im selben Topf getätigt werden können. Dem entsprechend wird das Gerät auf Zeiten und Temperaturen programmiert und schon kanns losgehen....vorausgesetzt, ihr habt euch auch die nötigen Zutaten besorgt.
Nun, Braugerät und Zutaten standen schliesslich parat, eine Freundin wollte mich beim ersten Versuch mit dem Brew Monk unterstützen und so legten wir letzten Samstag los.
Und wie es losging...darüber kann ich euch was erzählen...
Gerät stand gereinigt und gesäubert parat, die Zutaten lagen griffbereit daneben, Rezept war zur Hand und die Freundin und ich voller Vorfreude. So schnappte ich mir das Kabel, wollte es in die Steckdose stecken....so wie man das gewöhnlich mit elektrischen Gerätan macht...und dann....ja dann....stellte ich fest: der Stecker passt da nicht rein! So ein Mist! Wir konnten es nicht fassen, nicht mal im Ansatz habe ich daran gedacht, dass der Stecker nicht kompatibel sein könnte, Das war definitiv nicht das, was ich überprüft hatte. Dafür hab ich ein-zweimal die Einsätze inden Topf gesetzt und wieder rausgenommen, beide Hähne geöffnet und geschlossen und war völlig überzeugt: das passt, das wird ein super Brautag!
So, da stand ich etwas deppert mit dem Kabel in der Hand da, suchte schliesslich das Haus nach einem passenden Adapter ab und fand...richtig, KEINEN! Die Freundin suchte bei sich zuhause, Schwägerin und Schwester wurden auch aufgeboten...leider alles erfolglos 😩 Schliesslich fuhren wir in ein Elektrogeschäft, zeigten dort ein Foto von dem doch etwas speziellen Stecker und wir hatten Glück. Der Verkäufer hatte einen passenden Adapter.
Eine Stunde hatten wir mit diesem Anschluss vertan, standen schliesslich mit dem Teil auf der Terasse und er passte an den Kabelanschluss des Geräts. Also wieder Richtung Steckdose damit und....wir stellten fest, dass das ein EU-Adapter war...aber keine Sorge, einen passenden Adapter dafür hatte ich im Haus,. So hatten wir schliesslich das Gerätekabel am EU-Adapter, diesen wiederum am Schweizer Adapter und da wir in der Zwischenzeit beschlossen hatten , das Gerät auf den Tisch zu stellen, kam auf den Schweizer Anschluss noch ein Verlängerungskabel ...und dieses endlich in die Steckdose. Passt doch! Ich erklärte der Freundin noch, dass in der Gebrauchsanleitung vermerkt sei, möglichst ohne Adapter und Verlängerung zu arbeiten, aber was solls. Wir zuckten mit den Schultern, schalteten das Gerät ein und es funktionierte. Das mit der Stromzufuhr wird halt einfach überbewertet, wenns funktioniert, dann läufts doch.
Nun gings los: das Gerät haben wir wieder abgeschaltet, mit den im Rezept angegebenen Litern Wasser befüllt, das Malzrohr mit dem Läuterboden rein, Gerät wieder an und so programmiert, dass sich das Wasser fürs einmaischen erwärmt. Während das Wasser am aufheizen war, bemerkte ich, dass ich vergessen hatte, den Bazooka-Filter zu montieren. Also Maischrohr mit Läuterboden wieder raus, Bazooka-Filter reingeschraubt und alles wieder rein.
Schliesslich war die Einmaischtemperatur erreicht, das Malz vorsichtig ins Malzrohr geschüttet und los gings mit dem Rühren. Hmmm....komisch nur, dass das Malz irgendwie so staubtrocken blieb...wo war denn das aufgeheizte Wasser? Bis ich endlich begriffen hatte, dass das Rezept nur für die Hälfte des Materials berechnet war, verging eine Weileund solange rührten wir mal fröhlich weiter im Staubtrockenen. Aber schliesslich kam die Erleuchtung, dass wir ja die doppelte Menge an Wasser bräuchten, also wurde nachgefüllt und das Malz wechselte von staubtrocken zu nass.
Na endlich! Blöd nur, dass es nun mit kaltem Wasser eingemaischt wurde, also liessen wir das Ganze mal stehen, bis die erforderliche Temperatur erneut erreicht war. Anschliessend wurde geläutert, was ohne nennenswerte Schwierigkeiten verlief. Auch mal schön, wenn etwas einfach funktioniert. Ach nee, da fällt mir gerade ein, dass das mit dem Läutern auch nicht so ohne weiteres klappte, denn während dem Vorgang sollte eigentlich die Pumpe laufen, damit der ganze Sud regelmässig von oben durch die Maische läuft und dann wieder von unten nach oben gepumpt wird. Blöd war nur, dass wir nun soviel Malz im Rohr hatten, dass der Sud beim Hochpumpen ständig überlief, da wir mit der Füllmenge an der oberen Grenze waren. Und das Ganze wurde nicht besser, als die Maische immer mehr aufquoll. So mussten wir die Pumpe regelmässig abschalten, und das hat keiner in den Youtube Videos gemacht, dort hatten sie die Töpfe halbvoll und genug Platz, um den Sud ständig über die Maische laufen zu lassen. Das ist wohl vergleichbar, wie wenn man Spaghettis in einer Bratpfanne mit Wasser kochen will...geht theoretisch ist aber praktisch einfach sch...
Schliesslich kamen wir ans Abläutern. Da war schon von vorne herein klar, dass wir dazu hoch hinaus gehen müssen. Aber seht selbst.
Fürs Abläutern zogen wir das Malzrohr eine Stufe nach oben, aber irgendwie tropfte die Maische nicht richtig ab...eigentlich tropfte so gut wie nichts ab, wenn ich ehrlich bin. Also stellten wir uns abwechselnd auf die Stühle und stocherten und rührten von oben in der Maische rum, zogen das Malzrohr auf die zweite Stufe nach oben und rührte bis die Flüssigkeit endlich fertig in den Topf getropft war. Hab ich schon erwähnt, dass es ein Krampf war, das schwere Malzrohr nach oben zu ziehen? Noch nicht erwähnt? Also, es war ein Riesenkrampf!!! Gefühlt handelte es sich um eine Tonne, die da aus dem Topf rausmusste, aber wir haben es geschafft.
So, das Malzrohr mit der Maische war endlich draussen und es fing an zu regnen. Gaanz toll! In der Regel keine so gute Idee, ein elektrisches Gerät im Regen stehen zu haben. Also wuchteten wir 45 Liter heissen Sud vom Tisch auf den Boden ( ich seh schon, wie einige von euch die Hände über dem Kopf zusammenschagen) und bereiteten alles fürs Hopfenkochen vor. Das Gerät wurde flugs zum kochen programmiert und.....stellte nach wenigen Minuten ab. Keine Anzeige mehr...nix...nada. Das wiederholte sich mehrmals im Halbminutentakt und jedesmal musste es nach dem Ausschalten neu programmiert werden. Es war einfach nervig und den Grund dafür konnten wir nicht erkennen. Schliesslich googelten wir nach möglichen Ursachen. Die reichten von „Das Gerät ist das Geld nicht wert“ über „Ich helfe beim Hopfenkochen mit einem Tauchsieder nach“ über „Raus mit dem Sud und den Pfannenboden schrubben, weil etwas angebrannt ist und die Temperaturregelung stört“. Das letztere haben wir uns zu Herzen genommen, also raus mit dem Sud und rein damit in den Gärbottich. Und siehe da: der Pfannenboden war tatsächlich angebrannt. Es wurde geschrubbt und gesäubert, der ganze Sud wieder reingeschüttet , das Gerät wieder eingeschaltet und programmiert. Und was geschah? Riichtig! Das Gerät schaltete sich wieder ständig ab. Der Grund war immer noch nicht ersichtlichund wir beide völlig frustriert. Das Gerät taugt wohl wirklich nichts und so plante ich, am kommenden Montag im Geschäft anzurufen und mich dort zu beschweren. Jawoll, so wollte ich das machen!!
Wir gaben uns also frustriert geschlagen, machten etwas Ordnung und liessen den Sud einfach draussen stehen, den grössten Teil im Brew Monk, den kleineren Teil noch im Gärfass. Das war allerdings keine glorreiche Idee, denn als wir wieder auf die Terrasse traten, robbten etwa 20 Nacktschnecken ungehemmt auf den Sud zu...der verbreitete ja immerhin schon leicht einen Duft nach Bier. Eine Schnecke hatte bereits dass Gärfass erklommen und wollte sich scheinbar beherzt in ihr persönliches Paradies ins Fass werfen, doch genau so beherzt ergriff ich den Besen und fegte alle hinfort...igitt 🥴 Den Sud schütteten wir den Schnecken in den Garten hinterher und waren fix und fertig...und frustriert.
Hungrig waren wir auch, also gabs erst Mal etwas zu essen und um den restlichen Frust zu vertreiben, machten wir uns mit meinem Hund auf einen Spaziergang. Der dauerte dann immerhin mehr als zwei Stunden, daran könnt ihr in etwa den Schweregrad unserer Enttäuschung messen.
Nach der Heimkehr, gesellte sich mein Sohn zu uns und fragte nach dem Bier. Ach, wie gerne hätte ich erzählt: „Super gelaufen, hatten alles im Griff“. Aber eben, schön wärs gewesen...Wir erzählten ihm was von dem ständigen Abschalten des Geräts, er meinte, wir hätten es wohl nur falsch bedient. Das verneinten wir selbstredend vehement . Wir sind doch nicht doof und verstehen sehr wohl eine Geräteanleitung...jawoll, das tun wir, Er schaute uns an...sehr intensiv...und lief auf die Terasse zum Brew Monk....schaute sich das Gerät und Display an...und dann fiel sein Blick auf unsere Kabelverbindung. Ihr erinnert euch? Stecker an Adapter, gefolgt von Adapter und Verlängerungskabel an Steckdose? Selten habe ich einen so entgeisterten Blick gesehen...und jemanden, der tatsächlich die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Daraufhin erfolgte erst mal ein Ausruf, den ich gar nicht wiedergeben kann, gefolgt von langen Erklärungen, was unser sagenhaftes Elektrokonstrukt alles bewirken könne. Also wir zwei fandens eigentlich ganz famos, denn es hat ja funktioniert, zumindest bis zum Hopfenkochen. Die Freundin meinte dann dazu, dass sie auch immer wieder mal einen ganz leichten elektrischen Stromstoss gespürt habe, wenn sie an den Topf gekommen sei.
Mein Sohn nahm dann die ganze Konstruktion auseinander und zeigte eindringlich auf das, was auf den Adaptern stand. Jaja, ihr habt richtig gelesen: auf vielen Adaptern steht eine Wattzahl, in unserem Fall stand auf dem einen eine Wattzahl von 2300...und das Gerät hat eine phänomenale Leistung von 3000 Watt. Auf dem anderen Adapter stand auch eine geringere Wattzahlund eine Dauerbelastung von maximal einer Stunde. Also ganz ehrlich: ich wusste nicht, dass es was auf Adaptern zu lesen gibt, aber vielleicht sollte ich mir mal anstelle eines Buches ein paar Adapter zur Lektüre nehmen? Aber wer weiss denn sowas?! Ausser meinem Sohn? Und den Elektrikern? Und sonstigen?! Und was war der finale Rat meines Sohnes? "Brau in der Garage weiter, da hast du eine Starkstromsteckdose!"
Jedenfalls werde ich nächsten Montag mal zum Elektriker gehen und ihm das Problem schildern. Vielleicht liegts wirklich nur an der elektrischen Verbindung oder an der falschen Steckdose, vielleicht taugt auch das Gerät nichts. Ich bin auf jeden Fall gespannt und werd euch auf dem Laufenden halten.
Bis dahin: Prost
Corinna
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