So, es geht weiter mit dem zweiten Teil unseres Bierbrauer-Tages.
Der erste Teil endete ja damit, dass wir unsere Bierwürze in den Gärbottich gefüllt haben.
Nun soll das Bier in den kommenden vier Wochen gären und Kohlensäure bilden.
Dazu haben wir unser Päckchen Trockenhefe in zuvor aufgekochtem und auf 24°C runter gekühltem Wasser aufgelöst. und etwa zehn Minuten stehen lassen. Anschliessend wurde es unter die Würze gerührt, damit möglichst viel Sauerstoff dazu kommt. Den Bottich brachten wir in den Keller, wo die Temperatur bei etwa 18° C liegt, verschlossen diesen mit dem Deckel und liessen die Würze gären, bis eine Stammwürze von 5 Plato erreicht und somit die Hauptgärung abgeschlossen war.
Auf dem obigen Bild ist gut zu erkennen, wie die Gärung verlaufen ist. Und irgendwie...ja irgendwie war irgendwas nicht so, wie es sein sollte. Denn im Verlaufe der Gärung sollte sich die sogenannte Kräuse bilden, ein recht flockiger, hoher und heller bis brauner Schaum, der immer wieder abgeschöpft werden müsste. Wir mussten gar nichts abschöpfen! Denn das bisschen Schaum auf dem Bild, war alles, was sich bei uns bildete. Aber dafür roch es ganz wunderbar nach Hefe. Und nach einigen Tagen ist dann auch dieser zarte und feine Schaum in sich zusammen gefallen. Woran es lag? Wir wissen's nicht genau. Doch im Nachhinein haben wir festgestellt, dass wir wohl einige Fehler gemacht haben.
Diese begannen wahrscheinlich schon bei der Hefebeigabe: wir vermuten, dass das Wasser, in welchem wir die Hefe auflösten, einiges kälter war als die im Rezept angegebenen 24°C. Könnte schon mal dazu geführt haben, dass die Hefe nicht richtig in Gang kam.
Ein weiterer Fehler war, dass wir bei der Messung der Stammwürze die Flüssigkeit, welche wir zum testen in den Gärspund gaben, immer wieder in den Bottich zurückleerten. Hätten wir nicht tun sollen! Denn damit steigt das Risiko, dass sich das Jungbier mit wilden und nicht gewollten Hefen infizieren könnte. Allerdings glauben wir nicht, dass dies bei uns der Fall war, doch dazu mehr, wenn ich euch von der Trinkprobe berichte.
Die Gärung dauerte schliesslich ganze neun Tage, dann hatten wir die angestrebten 5 Plato erreicht.
Sofort machten wir uns ans Werk, das heisst, wir füllten das Jungbier in die sterilisierten Flaschen ab. Die Flaschen wurden zuvor bei 70°C in der Geschirrspülmaschine gewaschen, die Gummidichtungen ausgekocht.
In jede der 1/2 Liter Flaschen gaben wir einen Teelöffel Zucker, was etwa fünf Gramm entspricht. Diese Zuckerbeigabe sollte während der Flaschengärung bei der Kohlensäurebildung behilflich sein. Anschliessend füllten wir das Bier bis etwa drei Zentimeter unterhalb des Verschlusses ein.
Was wir beim nächsten Mal anders machen werden: den Bottich zur Abfüllung höher stellen, so muss niemand mit der Flasche am Boden sitzen...und unbedingt besseres Licht zur Verfügung haben. Denn in den braunen Flaschen war bei schlechter Belichtung sehr schlecht zu erkennen, wann wir die Einfüllgrenze erreicht hatten.
Wir verschlossen anschliessend die Flaschen, setzten einer davon ein Manometer auf, um den sich entwickelnden Druck zu messen und stellten sie aufrecht in den bereits auf 6°C gekühlten Kühlschrank. Diesen konnten wir einem ehemaligen Hobbybrauer für wenig Geld abkaufen und das Tolle daran: der Vorbesitzer hat die Einlegeböden verstärkt, indem er Holzbretter an den Kühlschrank anpasste, welche das doch beträchtliche Gewicht der Bierflaschen zu tragen vermögen.
Hab ich vorhin das Manometer erwähnt? Das den Druck in der einen Flasche messen sollte, damit wir wissen, wann sich genug Kohlensäure gebildet hat und wir nicht Gefahr laufen, dass es unsere Flaschen bei zuviel Druck im Kühlschrank 'verchlöpft'? Ha!...kann ich dazu nur sagen: das Manometer zeigte nichts an....nein, stimmt nicht ganz: es zeigte einfach Null an...die ganze Zeit. Wir beschlossen also, dass etwas mit dem Manometer nicht stimmt und wir das beste Bier haben werden, das man überhaupt selbst brauen kann. Jawoll!!!
Vier endlose Wochen warteten wir die Nachgärung ab und dann war es vergangenen Samstag soweit: wir haben unsere erste Flasche selbstgebrautes Bier geöffnet! In der Annahme, dass das Manometer eh defekt ist und wir so richtig Kohlensäure in der Flasche haben werden, bewegten wir uns mit dem Bier zur Spüle und öffneten es voller Erwartung. Und was kam? Ein ganz leises und lahmes 'Pfff...'! Das wars. Könnt ihr euch das vorstellen? Einfach ein pfffff.....wo war die ganze Kohlensäure? Wir wissen's nicht. Jedenfalls nicht in der Flasche.
Nichts desto trotz füllten wir ein Glas mit dem Bier...und Tadaaa...es schmeckte einfach gut. Ohne Kohlensäure zwar aber sehr lecker. Etwas nach Hefe, leicht bitter, fruchtig und erfrischend. Wie eine Bierlimonade. Und es war süffig! nach wenigen Schlucken kam der Alkohol bereits an. Na wenn schon keine Kohlensäure, dann wenigstens recht Alkohol gebraut, nicht wahr? Allerdings haben wir den Gehalt bis jetzt nicht gemessen, also kann ich nicht mit Gewissheit sagen, ob wir uns die Volumenprozent nur einbilden oder ob sie tatsächlich so hoch sind...Und da das Bier wirklich mundete, gehen wir davon aus, dass es nicht von wilden Hefen infiziert wurde.
Schliesslich haben wir gegoogelt, weshalb die Kohlensäure fehlen könnte. Dafür gibt es 1000 und eins Gründe. Irgendwo fanden wir dann den Hinweis, die Flaschen bei Zimmertemperatur nochmals gären zu lassen, bis das Manometer gemäss Tabelle den Druck von 2,9 anzeigt.
Also alle Flaschen raus aus dem Kühlschrank und ab in die Badewanne damit: Denn sollte sich jetzt endlich die langersehnte Kohlensäure bilden und die Flaschen allenfalls bei zuviel Druck 'verchlöpfe'...wäre das Ganze schnell gereinigt.
Bei der Nachgärung ist uns schlicht und einfach ein weiterer Fehler passiert: wir hätten die Flaschen bis zum Erreichen der erforderlichen bar dort lagern sollen, wo die Gärung stattfand: und zwar im 18°C warmen Keller. Dort hätte das Manometer gemäss Tabelle 2,4 bar erreichen sollen und die Flaschen wären erst anschliessend für etwa drei weitere Wochen in den Kühlschrank gekommen.
Nun steht das Bier halt bei 22°C in der Badewanne rum, wo es gemäss Tabelle einen Wert von 2,9 bar erreichen soll. Und so wie's aussieht, gehts ja aufwärts mit dem Druck.
So, nun haben wir Freitag und der Druck ist bei 2,5 bar oben. Zeit, das Bier nochmals zu testen. Jaja, wir wissen es: es ist noch einen Ticken zu früh, doch wir wollen es endlich kosten. Wie wird es geschmacklich sein? Hat es nun tatsächlich Kohlensäure? Werden wir eine Schaumkrone im Glas haben?
Es ist geschafft: wurde getrunken und für gut befunden. Unser Bier hat endlich eine Krone aus Schaum bekommen! Etwas wenig zwar, aber sie ist da....Es ist süffig, seehr süffig und man schmeckt den Hopfen. Keine süsse oder malzige Note macht sich bemerkbar, auch der fruchtige Geschmack, den es noch ohne Kohlensäure hatte, ist kaum noch bemerkbar. Kann man von einem Bier behaupten, dass es schwer ist? So wie schwerer Wein? Es ist definitiv kein Leichtbier. Die Farbe ist honigfarben und wie bei den Selbstgebrauten üblich, ist das Bier trüb.
Am kommenden Wochenende wird es wohl die erforderlichen bar erreicht haben und kommt dann nochmals für einige Wochen in den Kühlschrank. Wir sind gespannt, ob sich Geschmack und Aussehen bis dahin nochmals ändern werden.
Wir haben es geschafft: unser erstes Bier ist was geworden :-)))
Prost zusammen...
Corinna
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