Am Karfreitag war's, als wir endlich alle drei die Zeit hatten, unser erstes eigenes Bier herzustellen. Mit uns Dreien meine ich nicht uns drei Frauen vom Blog, sondern mich, meine Schwester und Schwägerin.
Wir trinken gerne mal ein Bier, probieren uns auch gerne durchs Sortiment und jede von uns hat wohl so ihre Vorlieben, was Bier anbelangt. Während ich vor allem die dunklen, malzigen Biere bevorzuge, schmecken meiner Schwägerin eher die bitteren Biere. Meine Schwester hingegen trinkt am liebsten ein Helles.
Nun denn, wir beschlossen, ein Pils zu brauen, das sollte unser erstes Selbstgebrautes werden.
Doch bevor wir uns an die Arbeit machen konnten, mussten wir erst alles Nötige besorgen. Die Ausrüstung hatten wir uns schon kurz nach unserem Bierbraukurs zugelegt, die stand parat in meinem Keller.
Einkochtopf mit Ablassventil
lebensmittelechter Gärbottich mit Ablassventil
Nudelsieb
Stoffwindeln (oder auch etwas grobmaschigere Küchentücher)
Bierpaddel
Kühlschlange
Thermometer
Jodlösung (um die Verzuckerung des Malzes zu überprüfen)
ph-Indikator
Bierspindel (zur Bestimmung des Stammwürzegehaltes)
Bügelflaschen (diese werden erst Tage nach dem Brauen benötigt und werden kurz vor Gebrauch in der Geschirrwaschmaschine bei 70°C gewaschen, die Gummidichtungen werden ausgekocht = sterilisiert)
Gasbrenner
Was uns aber noch fehlte, war eine Gasflasche. So weit so gut. Doch alleine das Beschaffen und Vorbereiten des Materials war nicht ganz ohne. Zumindest nicht für uns. Denn mit Gasbrennern ist das so eine Sache! Zum Glück haben wir einen Bekannten, der uns das Teil richtig zusammengesetzt hat, und die passenden Teile für den Anschluss an die Gasflasche hatte. Die fehlende Gasflasche war auch eine kleine Herausforderung für sich. Denn wegen Corona waren die meisten Geschäfte ja geschlossen.
Schliesslich fiel uns ein Geschäft ein, dass Haushaltsbedarf UND Lebensmittel verkauft. Nach einem Telefonat war klar: wir konnten über die Rampe eine Gasflasche besorgen. Also nichts wie hin.
Nun mussten nur noch die Zutaten für das Pils her. Diese wollten wir im www.brauundrauchshop.ch ordern.
Also rief ich dort in der Woche vor Ostern an und erzählte der freundlichen Angestellten von unserem Vorhaben. Sie erklärte mir, dass sie für die jeweiligen Biere ein Set zusammenstellen würden, das wir dann liefern lassen oder selbst über die Rampe abholen könnten. Voller Enthusiasmus rief ich in den Hörer: " Wir kommen noch heute!"
Mit der Reaktion, die dann folgte, hatte ich allerdings nicht gerechnet: hörte ich da ein Lachen? Ein Lachen aus voller Kehle, das mir aus dem Hörer entgegen schallte? Etwas verwirrt fragte ich, was denn los sei. " Na ja, auf die Idee, in diesen Tagen Bier zu brauen, sind leider schon 200 Personen vor Ihnen gekommen. Wir sind voll ausgelastet, stellen aber ihr Paket so rasch als möglich zusammen, so dass Sie es in zwei Tagen holen könnten."
Tja, da schwand sie dahin, meine Illusion, dass wir so einzigartig sind mit unserer glorreichen Idee, über Ostern und in Coronazeiten ein Bier zu brauen...wir mussten schliesslich beide lachen, vereinbarten den Abholtermin wie von ihr vorgeschlagen und dann hielten wir es endlich in Händen: das Paket für unser erstes, eigenes Bier! Dies beinhaltete:
3,5 kg Pilsner Malz und 1,5 kg Weizen Malz
Hopfen (Hallertauer und Tettnanger)
Hefe
inkl. Brauanleitung
Doch zurück zu unserem Brautag: wir trafen uns um zehn Uhr, die Ausrüstung und die Zutaten waren bereits vorbereitet und das Wetter war perfekt. Weshalb ich vom Wetter schreibe? Weil wir im Garten unseren ersten Brauversuch starteten.
Nun ging also los: erst mussten wir die entsprechende Menge Wasser auf die vorgegebene 53°C aufheizen. Als die Temperatur erreicht war, wurde das Malz unter ständigem Rühren bei dieser Temperatur für zehn Minuten eingemaischt. Diese Rühren sorgt unter anderem dafür, dass das Malz nicht am Pfannenboden ansetzt, andererseits damit sich die brauwichtigen Bestandteile besser im Brauwasser lösen.
Anschliessend wird auf 63°C aufgeheizt und für 45 Minuten gerastet (Maltoserast). Dies ist die erste Verzuckerungsrast und je länger diese dauert, desto mehr Malzzucker bildet sich und desto stärker wird später das Bier. Dass nun die Verzuckerung im Gange ist, merkt ihr auch daran, dass die ganze Masse recht klebrig wird.
Daraufhin erfolgt für 20 Minuten die zweite Verzuckerungsrast bei 72°C. Bei diesem Vorgang bildet sich Dextrin, neben Maltose die zweite Zuckerform. Dieses Dextrin verleiht dem Bier seine Vollmundigkeit und je länger diese zweite Verzuckerungsrast dauert, desto vollmundiger und ev. auch süsser wird das Bier. Am Ende dieser Rast wird die Jodprobe gemacht: damit wird der Stärkeabbau im Braumalz überprüft, resp. ob sich Malzzucker gebildet hat.
Sehr selten zeigt sich bei dieser Jodprobe, dass sich kein oder nur wenig Malzzucker gebildet hat. In der Regel ist diese Maische dann für den weiteren Vorgang nicht mehr zu gebrauchen.
Da die Probe bei uns gut verlief, konnten wir zur Läuterast übergehen: dazu mussten wir die Hitze auf 78°C erhöhen und das Ganze fünf Minuten rasten lassen. Anschliessend gaben wir 14 Liter Nachgusswasser dazu, welches wir im Teekessel vorgekocht hatten.
Das Ganze brachten wir schliesslich zum Siedepunkt, gaben die erste Hopfenzugabe dazu und liessen es 60 Minuten kochen. Anschliessend drehten wir den Gashahn zu, drehten mit der Kelle wie wild im Topf, damit sich ein sogenannter Whirlpool bildet und liessen die zweite Hofpengabe, den Tettnanger, hinzu. Wir liessen alles zehn Minuten ziehen und dann...ja dann begann ein Kapitel für sich...
Die Aufgabe bestand nun darin, denn ganzen Sud zu trennen, das heisst, das Ganze musste gesiebt, die Hopfen- und Eiweissrückstände von der heissen Würze getrennt werden. Dazu benutzten wir erst ein Küchentuch, dass aber zu engmaschig war. Dann das Nudelsieb, das war zu grob...und schliesslich ein etwas grobmaschigeres Tuch. Irgendwie schlich sich bei uns der Verdacht ein, dass das beim nächsten Mal besser gehen müsste. Definitiv gibts bei diesem Prozess ganz arges Verbesserungspotenzial!
Der eiweisshaltige Treber ergab nicht nur ein ausgezeichnetes Brot. Er wurde auch als Futter für die Hühner einer Bekannten gebraucht.
Schliesslich hatten wir es geschafft, wir hatten nur noch die Würze vor uns. Um diese abzukühlen, hatten wir ja eine Kühlschlange besorgt. Diese schlossen wir an den Gartenschlauch an, so das kaltes Wasser durch die Schlange fliessen konnte. Blöd war nur, dass wir relativ wenig Würze zum kühlen hatten. Sprich: nur der unterste Teil der Kühlschlange gelangte überhaupt an die Würze. Ihr seht also: Verbesserungspotenzial an allen Orten.
Immerhin konnten wir mit dem Kühlwasser, welches auf der anderen Seite der Kühlschlange austrat, gleich die Pflanzen im Garten giessen. Wenigsten war das Ganze etwas ökologisch...
Nun hatten wir also die Würze in Gärbottich und sollten gemäss Rezept eine Stammwürze von 12,5 Plato haben.
Schliesslich hatte die Würze die geforderten Plato und Temperatur von 24°C . Nun kam noch die Hefe hinzu, Deckel auf den Gärbottich und ab zum Gären. Doch davon berichte ich euch in wenigen Wochen. Auch ob das Bier was geworden ist oder nicht: wir lassen uns mal überraschen.
Jedenfalls wars ein ganz toller Tag, mit einigen Herausforderungen...und was das Verbesserungspotenzial angeht: wir sind ja noch Anfänger und lernen kann man ja immer.
Also auf ein baldiges Prost!
Corinna
Comments