Die Schweiz hat so viele schöne Plätze und Orte, bei denen sich ein Ausflug lohnt. Einer davon ist der Giessbachfall. Gelegen im Berner Oberland, entspringt er dem Hochtal des Faulhorn-Sägistalgebietes.
Mit meiner Schwester und meinem Hund fuhren wir vor einiger Zeit mit dem Auto am Brienzersee die Axalpstrasse hoch und folgten dem Wegweiser zum Wasserfall. Es war ein regnerischer Tag und wir waren früh unterwegs, so dass es noch genügend Parkplätze gab. Ursprünglich wollten wir von Iseltwald aus am See entlang und dann hoch zu den Wasserfällen laufen, doch irgendwie gab es das Wetter nicht her und - ich gebe es zu- waren wir beide etwas lauffaul...und das lag nicht nur am Wetter sondern auch an meinem schlechten Schlaf in der Nacht zuvor. Tja, wie's halt so ist im Leben.
Zum Giessbachfall könnt ihr auf verschiedenen Wegen kommen: entweder wie wir mit dem Auto über die Axalpstrasse, die sich an vielen Stellen schmal den Berg raufschlängelt. Oder zu Fuss von Iseltwald am Brienzersee entlang und dann mit der Bahn oder zu Fuss hoch bis zum Grandhotel Giessbachfall. Wenn ihr etwas mehr Zeit habt, könnt ihr den Weg dorthin auch mit einer Schifffahrt auf dem wunderschönen Brienzersee verbinden und an der Station Giessbachfälle anlegen und dann hoch laufen, respektive fahren.
Der Weg vom Parkplatz führt durch den Wald und bietet immer wieder schöne Ausblicke. Das Tosen des Wasserfalls ist schon von weitem zu hören, und nach wenigen Minuten können wir ihn auch endlich sehen: kraftvoll rauscht er 14 Stufen nach unten am Hotel vorbei in den Brienzersee. Als wir dort waren, führte der Giessbachfall soviel Wasser, dass wir auf dem Weg entlang des Wasserfalls nach oben richtig nass wurden. Es war einfach herrlich, den Wasserfall nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren.
Der Weg nach oben ist relativ einfach zu begehen, es gibt aber einige rutschige Passagen und ist nicht durchgehend Kinderwagentauglich.
Wir sind nicht bis ganz nach oben gelaufen, schliesslich ist mein Hund schon ein älterer Herr und tat sich mit den grösseren Stufen etwas schwer. Also sind wir etwa in der Mitte wieder umgekehrt und gingen in Richtung Hotel.
Während wir beim Aufstieg den Weg selbst und den Wasserfall ständig im Blick hatten, zeigten sich beim Abstieg ganz andere Bilder. Immer wieder sahen wir den Brienzersee grün schimmernd im Tal, die Berge eingehüllt in Wolken und wir ständig von Gischt umsprüht und auch das Hotel zeigte sich immer wieder mal beim Abstieg.
Auf dem Weg nach unten gibt es die Möglichkeit, eine Abzweigung hinter den Wasserfall zu nehmen. Ein Steg führt durch ihn hindurch und ihr könnt nun entweder links oder rechts am Wasserfall weitergehen.
Der Lärm ist beinahe ohrenbetäubend, jedenfalls, wenn der Wasserfall diese Mengen an Wasser mit sich führt. Wer nicht nass werden will, lässt diesen Umweg auf jeden Fall bleiben, denn meine Schwester, der Hund und ich kamen beinahe wie frisch geduscht wieder da raus ;-)
Schliesslich näherten wir uns dem Hotel, das 1873-1875 vom französischen Architekten Horace E. Davinet im Auftrag der Hotelierfamilie Hauser aus Wädenswil im französischen Barockstil erbaut wurde. Am 4. Oktober 1883 zerstörte ein Feuer die oberen Stockwerke, welche aber gleich wieder mit weniger Etagen aufgebaut wurden und zwar in der heutigen Form im Schweizer Holzstil und einem anders gestalteten Dach.
Bis zu Beginn des 1. Weltkriegs waren Diplomaten, Staatsmänner und alles, was Rang und Namen hatte gern gesehene Gäste in diesem noblen Haus. Doch während des Krieges musste das Hotel schliessen. Der Betrieb wurde im Anschluss zwar wieder aufgenommen, doch die Zeiten waren schwer und die Hotelleitung wechselte ständig.
Mit dem zweiten Weltkrieg wurde das Hotel erneut geschlossen und sollte danach sogar abgerissen werden. An seiner Stelle hätte ein Kraftwerk erbaut werden sollen, doch durch den Verkauf an Fritz Frey-Fürst wurde es als Parkhotel Giessbach wieder eröffnet. Doch bereits in den 1960ern war an dem Hotel nichts mehr zu verdienen da es zu unmodern war. Nur wenige Zimmer hatten ein eigenes Bad und alles in allem sah alles wohl ein wenig schäbig aus. In den 1970ern wurden schliesslich Pläne geschmiedet, das Hotel abzureissen und ein neues in Form eines grossen Chalets zu erbauen. Doch kaum wurde das Abbruchgesuch 1981 eingereicht, standen schon die Denkmalpflege und Schutzorganisationen mit Einsprachen parat. Es gab wohl ein hin und her, das Geld für die Restaurierung fehlte, doch auch die Finanzen für den geplanten Neubau waren nicht gesichert.
Schliesslich retteten Franz und seine Frau Judith Weber das Hotel, das 1989 nach grossen Renovationen wieder eröffnet werden konnte. Franz Weber war damals mit diesem Projekt in allen Schlagzeilen. Als Umweltaktivist und Tierschützer verhalf er zusammen mit seiner Frau vielen Projekten zur öffentlichen Wahrnehmung und stand für seine Anliegen ein.
Nun, nachdem wir drei am Hotel waren, bestaunten wir die verschiedenen Aussichten und die Schönheit des Hotels. Wegen des Regens war aber kein Betrieb auf der Terrasse, weshalb wir unser Picknick in aller Ruhe auf einer Bank zu uns nahmen.
Nachdem wir nun verpflegt waren, gab es noch ein paar letzte Schnappschüsse und Blicke auf den Wasserfall.
Alles in allem kann ich euch diesen Ausflug empfehlen, vor allem im Frühling nach der Schneeschmelze. Die Mengen an Wasser die runter tosen ist einfach beeindruckend.
Beim nächsten Besuch werde ich wohl den Seeweg nehmen und wenn es zeitlich passt, einen schönen Herbsttag dort oben geniessen.
Ich hoffe, der Ausflug hat euch gefallen und damit bis zum nächsten Mal.
Corinna.
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