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Heute, vor 54 Jahren...

Corinna

Aktualisiert: 20. Dez. 2019

Ich kann es kaum fassen, dass ich heute bereits 54 Jahre alt werde. Nicht, weil ich irgendeine Animosität gegenüber dem Alter habe, sondern einfach, weil das eine Zahl ist, die für mich nicht greifbar ist. Ich weiss natürlich, dass ich so alt bin, doch ich fühle mich nicht so. Ich fühle mich einfach wie mich selbst. Habe noch Pläne, weiss, was ich bisher erlebt und gemeistert habe, welche Schicksalsschläge hinter mir liegen und habe auch eine Vorstellung davon, was noch vor mir liegen soll. Ich denke, das geht einigen in meinem Umfeld ebenso. Aber beim Alter stellt sich doch einfach die Frage: was sagt es über mich aus? Nun, ich denke, das Alter, in diesem Falle mein Alter, gibt Aussenstehenden Anlass, sich ein Bild von mir zu machen, wie ich angeblich zu fühlen, zu handeln und zu denken habe. Denn hat nicht jeder irgendein Bild oder eine Vorstellung von den Jungen und den Alten? Und sagt es nicht viel mehr über mein Gegenüber aus, was er denkt, wie ich aufgrund meines Alters sein sollte? Die Jungen, die mich bereits für steinalt halten, nur weil das für sie noch in weiter Ferne liegt. Die Alten, die finden, ich sei ja noch so jung, weil sie bereits viele Jahre mehr gelebt haben als ich und einen anderen Blickwinkel auf mein Alter haben. Oder die Gleichaltrigen, von denen die einen finden: "Aber nein, in unserem Alter tut man doch sowas nicht mehr!" Und die anderen der Ansicht sind:" Auf zu neuen Ufern!"


Das bin ich, wenige Tage nach der Geburt. Frisch gefüttert verschlafe ich den Tag in meiner Wiege. Ach, waren das noch Zeiten...

Das Gefühl für das eigene Alter und das altern an und für sich, ist sehr individuell. Und ist eng verwoben mit unseren eigenen Bildern, Gedanken und gemachten Erfahrungen dazu. Ich selbst finde es spannend, älter zu werden. Es kommt mir vor, wie ein Roman, in dem ich die Hauptfigur bin. Und so, wie sich ein Roman erst beim Schreiben entwickelt, entwickelt sich auch mein Leben erst, in dem ich es lebe.


Als mir meine Mutter zum Geburtstag gratulierte, erzählte sie mir, dass bis kurz vor meiner Geburt noch ein Konkubinatsverbot in der Schweiz galt. Basel war eine der ersten Städte der Schweiz, die dieses Verbot in den 60ern aufhob. So konnten meine Mutter und mein Vater damals offiziell zusammen ziehen. Und dann war ich unterwegs. Eher unüblich war es zu jener Zeit auch, dass Kinder unverheirateter Paare zur Welt kamen, doch dies kümmerte meine Eltern nicht. Da wohl den wenigsten Nachbarn bekannt war, dass meine Eltern unverheiratet waren, gab es auch kein Gerede.


Knapp zwei Jahre später war dann meine Schwester unterwegs. Zu diesem Zeitpunkt begann dann das Jugendamt Druck zu machen, dass meine Eltern endlich heiraten sollten. Sie waren der Ansicht, dass es bei zwei verschiedenen Elternnamen schwierig für uns Kinder in der Schule werden könnte. Wie auch immer das gemeint war: meine Eltern entschlossen sich daraufhin zur Heirat und diese fand exakt einen Tag vor der Geburt meiner Schwester statt. Auf den letzten Drücker so zu sagen.


Nun, die Zeiten haben sich geändert, und wie! War früher das Konkubinat per Gesetz verboten und zog gar eine strafrechtliche Sanktion nach sich, sind heute in unseren Breitengraden alle möglichen Lebensformen und -gemeinschaften möglich. Das älter werden bringt es also unweigerlich mit sich, dass man die gesellschaftlichen und sonstigen Wandlungen hautnah miterlebt. Und falls ihr mal die Aussage hört: "Früher war alles besser!" Nee! Ganz bestimmt nicht!


Also, hoch lebe das älter werden :-)


Corinna

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