Neues Jahr, neues Projekt...Allerdings ein Projekt, das ich Anfangs 2023 in Angriff genommen habe.
Schon mehr als 10 Jahre stand die Erneuerung meiner Gästetoilette auf meiner Wunschliste. Doch wenn ich im Laufe meiner Renovationen im und ums Haus etwas gelernt habe: es bleibt nicht bei einer Kleinigkeit, denn wenn ich mal mit einer Arbeit begonnen habe, wird's immer mehr, als ich dachte. Sei es, dass irgendwas nicht hält, es mehr Schaden gibt, als ich plante oder ich einfach länger Zeit dazu brauchte als gedacht: irgendwas ist immer!
So sah die Gästetoilette all die Jahre aus: im toskanischen Stil gefliest, in der rechten Ecke ein ebenfalls gefliester Spiegel, ein kleines Waschbecken und darunter die offengelegten Sanitärrohre. Diese waren mal abgedeckt durch eine ebenfalls geflieste Säule, die nirgendwo geöffnet werden konnte, sollte mal was im Abfluss stecken bleiben. Und so kam es, wie es eben kommen musste: etwas fiel in den Abfluss, verstopfte diesen und ich konnte es nicht von oben lösen. Also musste ich wohl oder übel die Säule abspitzen, damit ich das Rohr endlich säubern konnte. Und so blieb es dann auch einige Jahre stehen. Optisch nicht sehr ansprechend, ich weiss.
Nun, der Toskana Style war das eine, doch das Lavabo ohne 'verschönernde' Säule war definitiv zu viel.
Ablageflächen waren auch keine vorhanden, weder für Seife noch sonst irgendwas. Da musste einfach etwas anderes her.
Ich lass mich ja immer wieder bei meinen Streifzügen durch die Handwerkermärkte inspierieren und als ich eines Tages im Jumbo unterwegs war, sah ich 'meine' zukünftige Wand: aus Holzpaneelen, aber etwas speziellen. Und als ich diese Wandverkleidung sah, wusste ich auch sofort, wie das Waschbecken und die Ablage dazu aussehen sollten.
Nun ging es also endlich ans Werk. Und weil ich es sehr korrekt machen wollte, hatte ich vor, sämtliche Fliesen abzuspitzen, das Lavabo abzuschrauben, alles zu verputzen und dann mit der Gestaltung der Wände zu beginnen.
Was ihr hier rechts seht, ist die Deckenverkleidung mit den drei Spots, die ich Stück für Stück entfernte.
Hier das Ergebnis von meinem Versuch, links vom Eingang und über der Toilette die Fliessen zu entfernen. Ein Wahnsinnschrampf und das Resultat mehr als bescheiden. Beim Abspitzen kam mir mehr entgegen, als ich wollte, sogar so viel, dass ich schliesslich auf die Dämmung gelangte. Und vorwärts ging es auch nicht.
Oberhalb und neben der Toilette fielen mit den Fliesen ganze Stücke der Untermauerung herunter und legten links das Wasserrohr vom oberen Badezimmer frei. Na, das war vielleicht eine Bescherung. Die Holzleisten rund um die Decke sind noch die Überreste von der abgehängten Decke und kamen später auch noch runter. Und bei der Gelegenheit fielen dann auch gleich noch mehr Mauerstücke ab. Suuper!
Da stand ich also nun in einem Klo, das die reinste Katastrophe war. Dabei wollte ich es doch nur verschönern! Und was sollte ich bloss mit dem abgebrochenen Mauerwerk machen?
Ich hab mich dann durch YouTube Heimwerkervideos gearbeitet und fand viele gute Anleitungen. Somit war rasch auch klar, dass ich die beschädigten Wände mit Gipskartonplatten verkleiden würde, doch da ich diese nicht richtig mit Schrauben befestigen konnte, schnitt ich die Platten so zu, dass ich sie irgendwo mit Montagekleber festkleben konnte.
Über die Fugen legte ich noch ein sogenanntes Fugenband mit der Absicht, dass ich beim Verspachteln nicht zu viel Material in den Fugen verlieren würde. Jedenfalls waren die beschädigten Wände nun schon mal wieder ausgebessert. Auf dem Bild oben könnt ihr Sehen, dass das Wasserrohr nur noch an der Decke sichtbar ist, was daher kam, dass ich die abgehängte Decke entfernt hatte. Ich musste mir also auch da noch etwas überlegen, wie ich dieses restliche Rohr noch verdecken konnte. Aber erst waren mal die Wände dran.
Die Gipsplatten und Fliesenwände säuberte ich anschliessend, das heisst, die Fliessen habe ich gründlich abgewaschen (nur mit Wasser, nicht mit Spülmittel damit keine Seife an der Wand haften bleibt!) und die Gipskartonplatten sauber gewischt.
Anschliessend grundierte ich alles. Die Grundierung könnt ihr an dem leichten rosafarbenen Ton im Bild oben erkennen.
Eine Grundierung lege ich euch je nach Beschaffenheit der Wände sehr ans Herz.
Ich kannte bereits den Unterschied zwischen Tiefen- und Haftgrund.
Haftgrund: dringt oberflächlich in glatte und zu schwach saugende Untergründe. Sind solche Untergründe nicht behandelt, kann der folgende Auftrag (Farbe, Putz,Tapete etc.) nicht richtig haften und abbinden. In meinem Fall hätte das geheissen, dass der folgende Verputz abgebröckelt wäre. (Diese Erfahrung hatte ich mal in der Waschküche, als ich nur einen Teil der Wand grundierte und der später aufgetragene Putz auf der ungrundierten Wand dann auch prompt abfiel.)
Tiefengrund: zieht ganz in den Untergrund ein und reguliert dessen Saugfähigkeit. Dies könnt ihr ganz einfach testen, indem ihr den Untergrund, den ihr bearbeiten wollt, mit Wasser besprüht: sickert dieses sofort ein, ist ein Tiefengrund angebracht.
Es gibt ausserdem noch Tapetengrund, welcher Unebenheiten der Wand ausgleicht und für eine bessere Haftung sorgen und einen Sperrgrund, welcher Flecken überdeckt, so dass diese beim Malen nicht durchdrücken.
Nun, wie ging's jetzt weiter? Ja, jetzt kam der Verputz dran.
Dazu habe ich diese bereits gebrauchsfertige Spachtelmasse genommen, welche ich im Obi kaufte. Da meine Gästetoilette ja nicht wirklich gross ist (ca. 1.5 qm) und ich dementsprechend nicht soviel Spachtel brauchte, konnte ich mir damit das Anrühren sparen und war begeistert, wie leicht sich die Masse auftragen liess. Und hielt! Ganz wichtig!
In einem ersten Durchgang brachte ich etwa 2mm Spachtel auf, liess das ganze zwei Tage durchtrocknen und trug dann nochmals eine Schicht von ca. 3mm auf. So waren die Wände komplett verspachtelt. Was ich nicht gemacht habe: die Wände glatt gezogen. Für meinen Geschmack durften auch die Wände uneben sein und rustikal wirken, denn schliesslich gab's ja noch eine Holzwand...
Bevor ich aber die Holzverkleidung anbrachte, wurden nach einer weiteren Trocknungszeit von drei Tagen die Wände gestrichen.
Ich habe mich entschieden, das Farbkonzept aus dem Wohnzimmer auch in der Toilette weiterzuführen, das hiess, oben weiss und unten ein warmer Grauton von Obi, Alpina Nr. 164, Innenfarbe matt. Auf dem Bild oben könnt ihr gut erkennen, welche Spuren das Verspachteln hinterliess, es sieht für mich aus wie älteres Mauerwerk, was mir persönlich sehr gut gefällt. Im Allgemeinen gefällt mir ja sowieso eher das Unperfekte als das Perfekte: Unperfektes hat mehr Persönlichkeit, wie ich finde, aber das ist ja Geschmacksache.
Im Anschluss habe ich den Boden neu mit denselben Vinylplatten verlegt, der im ganzen Parterre liegt. Und dann kam endlich sie lang ersehnte Holzwand dran.
Dabei handelt es sich um Massivholzpaneele von Jumbo, welche es in zwei Farbtönen gibt. Ich habe mich für den helleren Ton entschieden, die Holzpaneele mit Montagekleber befestigt und anschliessend farblos lackiert.
Nachdem die Wände nun soweit fertig waren, konnte ich endlich mit den Feinarbeiten beginnen: ich brachte Leisten zur Unterteilung der oberen und unteren Wand an, ebenso die Fussleisten.
Für das Wasch-und Ablagebrett, ebenso wie für das Lavabo und Armatur beauftragte ich einen Sanitär, denn in sanitären Sachen weiss ich nur wenig Bescheid. Und etwas mit Wasser falsch anzuschliessen und einen Wasserschaden zu riskieren, das wollte ich nun auch nicht.
Was aber habe ich mit dem Ablauf unter dem Lavabo gemacht? Klar war, er musste jederzeit zugänglich sein, also bastelte ich aus den restlichen Gipskartonplatten eine Säule, befestigte Griffe dran, damit ich diese im Falle eines Falles einfach hervorziehen kann und an den Ablauf rankomme.
Die zwei auf Mass zugesägten Platten habe ich mit Winkeleisen aneinander befestigt, von vorne verputzt und bemalt und so hatte ich eine äusserst günstige Lösung für eine Abdeckung.
Und wie sieht die Toilette jetzt im Ganzen aus?
Da ist nichts mehr vom Toskana Stil zu entdecken. Die eine oder andere passende Deko kam noch hinzu wie zum Beispiel ein altes Fenster, das ich quer an die Wand gehängt habe und die zwei Geweihe, die ich von meinem Schwipp-Schwiegervater bekommen habe (Danke dir dafür :-)
Das Wasserrohr an der Decke habe ich mit einem auf Mass zugesägten Holzbrett abgedeckt und da ich dies alleine zu langweilig fand, habe ich noch drei günstige Wecker von Ikea und einen Holzast dort befestigt. So was hat schliesslich nicht jeder im Klo, was?!
Und hier habe ich endlich eine Ablage für Seife und Co. Die Lampe ist eine günstige Leuchte von Micasa, befestigt an einem Ast, den ich auf einem meiner Spaziergänge mit meinem Hund gefunden habe. Die Vase in der rechten Ecke ist übrigens von meiner Mutter, die sie mir erst kürzlich mitgegeben hat und sie hat eine besondere Geschichte: als meine Mutter hochschwanger mit mir in der Stadt war, hat sie diese Vase in der Rheinbrücke entdeckt und mitgenommen: und heute steht sie bei mir in der Toilette. Ich finde, sie passt einfach perfekt!
Nun, wie findet ihr das Resultat? Ja, ja, ich weiss, alles Geschmacksache. Ich find mein neues Gästeklo einfach toll und was ich euch damit sagen will: solltet ihr irgendein Projekt haben, sei es nun eine Renovation oder sonst was: gebt nicht auf, auch wenn ihr keine Ahnung habt, wie es weitergehen soll. Manchmal braucht das ganze einfach seine Zeit. Schliesslich verbrachte ich ganze fünf Monate, bis dieser kleine Raum endlich fertig war, aber...ich bin stolz drauf, das ich es geschafft habe.
Das nächste Projekt kann kommen...
Corinna
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