Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, lebe ich in der Nähe von Basel. Ich bin sogar in Basel aufgewachsen. Doch noch nie habe ich vom Hornfelsen gehört, niemals. Und das seit 58 Jahren. Als ich vor wenigen Wochen das erste mal was davon las, musste ich erst googeln, wo denn dieser ist und tadaa...bei Basel. Ich war gelinde gesagt etwas erstaunt, aber jä nu! Was will man machen, wenn ein angeblich bekanntes Ausflugsziel, dass sogar unter den Begriff 'Wanderung auf den Grenzacher Hornfelsen' in meiner Gegenwart ein unbekanntes Dasein fristet. Richtig: man, in dem Fall also ich, geht hin!
Ich suchte mir also die 'Wanderroute' im Internet und stiefelte los. Ähem...also das mit den Stiefeln war schon mal nichts, denn es war warm, schönes Wetter und die Wanderung war gemäss Beschreibung auf befestigten Wegen. Also birkenstockte ich los, wenn ihr wisst, was ich meine.
Ich startete am Friedhof Hörnli in Basel, dem grössten Friedhof der Schweiz überhaupt. Gemäss Plan musste ich einfach einmal quer vom Eingang bis zum Hinterausgang gehen und dort zu rechter Hand nach oben laufen.
Also ging ich los, einmal quer der Hauptachse lang bis ganz nach hinten, bis ich...vor einem Tor stand. Ich stand etwas ratlos davor und guckte schon nach irgendwelchen Ausgängen links oder rechts davon bis...ja bis ich die Tür neben dem Gitter entdeckte und die Klinke beherzt nach unten drückte. Ich wusste ja nicht sicher, ob man da einfach durch kann, aber es ist tatsächlich ein Aus- respektive Eingang zum Friedhof.
Nachdem ich die Türe und Strasse passiert hatte, lief ich also weiter geradeaus, weiter über den Friedhof und staunte über die Grösse desselben. So weit hinten war ich noch nie.
Weiter gings an einem Weiher vorbei, in dem fröhlich die Frösche quackten, noch ein paar letzte Grabfelder und schon war ich im Wald. Ich hielt mich jetzt also auf den Waldwegen, die nach rechts führten und lief und lief. Kindergelächter hallte durch den Wald, links und rechts von mir waren Kindergärten unterwegs und ich wunderte mich immer noch, dass ich diese Gegend in all den Jahren noch nie erkundet hatte, geschweige denn auf meinem Radar hatte.
Und dann war ich auf einmal alleine unterwegs. Irgendwo im dichten Wald traf ich dann auf eine Försterin, die nur meinte: 'Ja, ja, weiterlaufe, des isch scho richtig.'
Habt ihr das auch so, dass euch eine unbekannte Strecke viel länger vorkommt, als sie tatsächlich ist? So gings mir auf jeden Fall auf dem Waldweg. Aber auf einmal sah ich ihn, DEN Weg: ein schmaler Pfad, der sich steil nach oben windete und clever wie ich nun mal bin (àhem...) dachte ich sofort an eine Abkürzung. Doch weit gefehlt. Ich kraxelte also hoch und dachte noch bei mir, was ein komischer Weg zum Aussichtspunkt, als mir just in diesem Moment ein Mountain Biker entgegen kam. Ich verdrückte mich in die Büsche und der Biker, der sich ja am Lenker festhalten musste, zeigte mir wohl nur deswegen nicht den Vogel, als er an mir vorbei donnerte. Ihr habt es wohl schon erkannt: da war nix mit Abkürzung, das war ein Mountainbike Trail 🤦♀️. War wohl nicht weit her mit meiner Cleverness...
Schliesslich kam ich an eine Kreuzung, eine Waldweg-Kreuzung und endlich war mein Ziel auch mal angeschrieben.
Weiter gings auf normalen Waldwegen und endlich war ich am Ziel. Dem Hornfelsen.
Nebst Aussicht gibts dort eine Hütte, Grillstelle und 'Liegestühle'. Und ein paar Senioren-Wandertruppen, die ebenfalls die Aussicht genossen...
Die Sicht auf Basel ist tatsächlich mal eine andere, denn wo sonst, als auf dem Riesenrad an der Herbstmesse, dem Münsterturm oder wenigen andereren Orten, sieht man weit über die Dächer von Basel hinaus.
Markant sind natürlich die Roche-Türme, Basel ist eben eine Chemie-Stadt. Doch gefallen hat mir vor allem der Blick auf die Kraftwerk Insel Birsfelden, da dies vor Jahren mal ein Teil meines Arbeitsweges mit dem Velo war und Erinnerungen in mir hervorrief.
Ich genoss also die Aussicht, stieg den Hügel wieder hinunter und besuchte anschliessend meine Schwester. Dort erzählte ich ihr von meiner sensationellen 'Entdeckung' des Hornfelsen. 'Ach, du meinst den Grenzacher Hornfelsen?' war ihre Reaktion...offenbar war ihr dieser nicht nur bekannt, nein, meine Schwester war auch schon dort oben! Aber im Unterschied zu mir, lief sie nur ein kleines Stück zum Aussichttspunkt und so konnte ich immerhin mit dem beschwerlichen Aufstieg aufwarten.
'Das waren 300 Höhenmeter, die ich hingelegt habe. War gar nicht so schlimm.' (Dazu solltet ihr vielleicht wissen, dass ich meine Schwester versuche zu überreden, mit mir den Simplonweg zu gehen, eine Mehrtageswanderung, bei der insgesamt etwa 1'300 Höhenmeter zu bewältigen sind.)
'Das schaffen wir locker mit den Höhenmetern am Simplon, wenn ich schon die 300 Meter auf den Felsen in kurzer Zeit hinkriege' schwärmte ich weiter von unserer bevorstehenden Wanderung.
Meine Schwester schaute mich nur schräg an, warf einen Blick auf ihr Handy und meinte trocken: 'Schwesterchen, du redest hier von etwa 70 Höhenmetern auf den Felsen!'
Tja, so ging sie dahin, meine Illusion von der Bewältigung etlicher Höhenmeter. Aber ein paar waren es dann doch. Immerhin. Werd ich wohl noch etwas üben müssen für den Simplonpass...
Und nun werd ich mich von dieser Bergbesteigung erst mal erholen.
Corinna
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