Am Wochenende des 27. und 28. April fanden in Basel die Open House Tage statt. Dabei geht es darum, in und um Basel Gebäude einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Ihren Ursprung haben die Open House in England, genauer gesagt in London. Dort gab es die ersten Open House Tage 1992 und fanden in den folgenden Jahren den Weg in Städte rund um die Welt, so eben auch bis nach Basel, wo das erste Open House 2018 stattfand.
Ich selbst hörte erst letztes Jahr das erste mal von meinem Sohn von diesem Anlass und entschloss mich, dieses Jahr auch dorthin zu gehen. Auf www.openhouse-basel.org suchte ich nach den Gebäuden, die mich interessierten. Rasch stellte ich fest, dass in einigen Gebäuden nur reservierte Führungen stattfanden, in anderen Führungen ohne Anmeldung und dann gab es noch die Gebäude, in die man einfach eintreten konnte. Egal, ob ihr schon immer mal das BIZ oder den Baloise Park in Basel von innen sehen wolltet, mehr über die Geschichte ehemaliger Sommerresidenzen um Basel oder in private Häuser und Wohnungen reinschauen wolltet: die Open House bieten euch die Gelegenheit dazu.
Nun, da ich etwas spät dran war, waren die reservierten Führungen schon alle ausgebucht, so dass ein Teil der Gebäude schon mal von meiner Wunschliste wegfiel.
Als ich Sonntags loslief, standen schliesslich das ‚Helsinki‘ im Dreispitzareal, die Villa Merian und die Ehinger Villa auf dem Programm. Doch erst auf meinem Weg bemerkte ich, dass die Führungen im Helsinki am Sonntag nur auf englisch stattfanden: nun ja, ich kann einigermassen englisch, aber wenn es um Architektur geht, steh ich schnell mal etwas ratlos in der Gegend rum, und das wollte ich nun auch nicht…Also ging's direkt weiter zur Villa Merian.
Über einen Umweg durch die Rhododendren in der Grün 80 kam ich schliesslich dort an. Prachtvoll steht sie dort, gelegen an einem Teich, der extra so angelegt und nicht bepflanzt wurde, damit sich die Villa darin spiegeln kann. Blöd nur, dass ich auch nicht wirklich ein klares Bild von der gespiegelten Villa machen konnte, da das Wasserspiel lief 🙄
Die Leute tummelten sich um und in der Villa, die einen waren bereits an der Führung, andere gaben sich vor der Villa lieber den kulinarischen Genüssen hin.
1711 erbaut von Alexander Löffel, war es zu Beginn ein barockes Landschlösschen, das der Herrensitz des umgebenden Landgutes war. Nach mehreren Besitzerwechseln kaufte Christoph Merian-Hoffmann das Landgut und schenkte 1824 seinem Sohn Christoph Merian die Villa und das 56 Hektaren grosse Landgut Brüglingen zu seiner Hochzeit mit Margaretha Burckhardt.
Das Ehepaar Merian nutzte das Gebäude als Sommersitz, auf dem auch regelmässig Familienfeste stattfanden. In den Jahren 1858/59 wurde die Villa in heutiger Gestalt umgebaut. Christoph Merian erlebte den vollständigen Umbau nicht mehr, doch seine Witwe nutzte den Sommersitz bis zu ihrem Tod im Jahre 1886.
Da die Ehe kinderlos blieb, ging das gesamte Vermögen nach ihrem Tod in den Besitz der Christoph Merian Stiftung über, welche anschliessend nicht nur die Villa sondern auch Vorder und Unter Brüglingen verwaltete und der Verwandtschaft des Ehepaars Merian Wohnrecht gewährte, bis diese 1888 selbst darauf verzichteten. Von 1889 bis 1966 richtete sich dort ein Erholungsheim des Bürgerspitals Basel ein und die Stiftung schloss anschliessend einen Nutzungsvertrag mit der Aktiengesellschaft ‚Botanischer Garten in Brüglingen‘ ab.
1970 wurde die Villa schliesslich unter Denkmalschutz gestellt und restauriert. Leider wurde damals nicht sehr auf den Erhalt der historischen Elemente geachtet, so dass solche bei dieser Restaurierung verändert wurden. Heute wird sorgsamer restauriert: es werden häufiger reversible Materialien verwendet, so dass diese, wenn verbesserte Produkte und Techniken zur Verfügung stehen, entfernt werden könnten. Unter diesen Aspekten wurde die Villa in den Jahren 2022 - 2024 erneut und diesmal sorgsam restauriert und im 1. Stock entstanden Seminarräume und ein Saal, ausgerüstet mit neuester Kommunikationstechnik. Im Parterre befindet sich das Boudoir und ein Saal. In letzterem kann, ebenso wie draussen auf der Terrasse und im Garten, Café und sonstiges genossen werden.
Leider ist von der ursprünglichen Einrichtung des Ehepaars Merian so gut wie nichts mehr vorhanden und so bleibt dieser Teil unserer Fantasie überlassen, wie es sich wohl damals in der Villa leben liess.
Es gäbe natürlich noch viel mehr zur Villa und deren Besitzern zu erzählen, aber hier setze ich einfach mal einen Punkt. Denn genug ist genug, oder, was denkt ihr?
Bis zum nächsten Mal
Corinna
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