Diesen Beitrag schreibe ich mit einem Augenzwinkern, denn Rom ist schön. Sehr schön sogar. Doch wenn ich den Städten, die ich bereits besucht habe, eine Persönlichkeit zuschreiben müsste, dann wäre Rom für mich die Zicke unter den Städten. Doch wie gesagt: mit einem ganz, gaanz heftigen Augenzwinkern.
Mit meinen 58 Jahren war ich eben für wenige Tage das erste Mal in Rom unterwegs, mein jüngerer Sohn begleitete mich auf dieser Reise. Ich war sehr gespannt darauf, denn alle, die schon dort waren, schwärmten von der Stadt.
Doch schon bei der Ankunft am Flughafen ging es los, das mit dem zickig sein...wir wollten mit dem Zug in die Stadt fahren und lösten zwei Tickets am Automaten. Diese solltet ihr unbedingt vor Besteigen des Zuges am Bahnsteig entwerten, da euch ansonsten bei einer Ticketkontrolle im Zug eine Busse winken könnte. Jedenfalls haben uns das versierte Romkenner erzählt. Wir beide standen also am Bahnsteig und hatten schon mal Mühe in Erfahrung zu bringen, welcher Zug zum Bahnhof Termini fährt. Es standen immerhin ganze zwei Stück zur Auswahl. Irgendwann haben wir begriffen, dass es der linke Zug ist, den wir besteigen sollten. Doch vorher stand ja noch das Entwerten an. Es gab einige dieser Kästchen an den Bahnsteigen, doch davon waren etwa 80% ausser Betrieb. Und vor denen, die funktionierten, standen Schlangen von Menschen, die dasselbe vorhatten wie wir. Also warteten wir geduldig und schoben schliesslich unsere Tickets in den Automatenschlitz...und nichts tat sich! Nach mehreren Anläufen habe ich dann auf dem Automaten gelesen UND begriffen, dass wir das Ticket GAANZ links in den Automaten schieben müssen, damit dieses entwertet wird. Wir hörten dann so ein leises klack und nur mit viel Mühe war anschliessend ein Stempelabdruck auf dem Ticket zu sehen...und eine klitzekleine Ausstanzung...aber wirklich klitzeklein...Wie können Automaten auch nur so zickig tun!
Na ja...aber immerhin sassen wir endlich im Zug. Am Bahnhof angekommen, machten wir uns auf den Weg in die Unterkunft. Die kleinen Rollkoffer hinter uns herziehend ging es dann erst mal Hügel hinunter, dann wieder rauf und wieder runter. Niemand erzählt einem, dass der Weg vom Bahnhof zur Altstadt so hügelig ist, aber wirklich niemand. Und die Trottoirs häufig sehr schmal und uneben, sofern überhaupt vorhanden...Und erst die Lautstärke... Überall braust der Verkehr und das nicht unbedingt mit geringem Tempo. Die Lautstärke war enorm und wie sich in den folgenden Tagen zeigen sollte, war auch im Zentrum der Verkehrslärm recht gross. Dies liegt daran, dass sehr viele Strassen Kopfsteinpflaster haben, was die Ursache für den lauten Verkehr ist. Denn wenn wir mal an einer geteerten, respektive asphaltierten Strasse entlang liefen, war es trotz grossem Verkehrsaufkommen viel leiser. Hab ich schon erwähnt, dass ich euch das mit einem Augenzwinkern erzähle? Nichts liegt mir ferner, als etwas 'Schlechtes' über die Stadt zu erzählen, doch dies waren meine ersten Eindrücke von Rom. Ich war also gespannt, was uns noch erwarten würde.
Wir trödelten also durch die Stadt, da wir die Wohnung erst nachmittags beziehen konnten und setzten uns erst mal in ein Café. In der Erwartung, dass man in ganz Italien nur super guten Kaffee bekommt, wurde ich hier, im Zentrum von Rom, eines besseren belehrt. Ja, die Stadt machte es mir am ersten Tag nicht leicht, sie ins Herz zu schliessen..😉
Wir schlenderten also weiter zur Wohnung und breiteten uns dort erst mal aus. Was das Besondere an der Wohnung war? Toll, am Tiber gelegen, sehr schön gemacht und seeehr hellhörig. Kein Nachbar konnte was vor uns verbergen...
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, ging es zurück in die Altstadt mit dem Ziel, die Sehenswürdigkeiten, die wir auf dem Weg zur Wohnung kurz gesehen hatten, genauer unter die Lupe zu nehmen. Wenn denn nur nicht ständig so viele Touristen davor rumgestanden wären...Wir brauchten also etwas Geduld und liessen uns einfach treiben.
Was ich euch auf jeden Fall empfehle: besucht die wichtigsten Sehenswürdigkeiten am frühen Vormittag bis ca. 10 Uhr, spät am Abend oder in der Nacht: zum einen sind weniger Touristen unterwegs, zum anderen wirken diese Denkmäler vor allem mit Beleuchtung noch viel schöner als am Tag.
Doch weiter gehts mit dem Gang durch Rom.
Die folgenden Tage verbrachten wir also mit Besichtigungen und gutem Essen. Was mir speziell gut an Rom gefallen hat:
Die Römer sind sehr entspannt und zwar im positiven Sinne. Sie lassen sich nicht stressen, wenn du als Tourist mal hie und da im Wege rumstehst oder etwas nicht verstanden hast. Und auch sonst nicht...hatte ich den Eindruck.
Die Stadt lässt sich super zu Fuss erkunden, jedenfalls rund ums Zentrum herum. Einzig das Kolosseum liegt etwas weiter entfernt: ihr müsst mit etwa 30-40 Minuten Fussweg vom Zentrum aus rechnen.
Restaurantbesuche sind für Schweizer Verhältnisse relativ günstig. So konnten wir uns täglich einen Apérol Spritz oder Hugo gönnen die im Schnitt bei je 8 Euro lagen und für 20 - 40 Euro / 2 Personen immer gut essen gehen. Kaffee trinken kostet je nach Ort zwischen 1.50 - 3 Euro. Aber Augen auf bei den Gelaterias: da gibt es solche, die verlangen 5 Euro pro Portion und im Geschäft nebenan gibt es dasselbe für 2.50 Euro!
Das Trinkwasser: nicht nur mit den Sehenswürdigkeiten, dem italienischen Charme und dem guten Essen gewann die Stadt schlussendlich doch mein Herz...nein, vor allem mit dem Wasser! Wusstet ihr, dass das Trinkwasser von Rom als eines der besten in Italien gilt? Es kommt von verschiedenen Quellen und hat keinerlei Nebengeschmack. Mein Tipp: kauft euch eine Wasserflasche, die könnt ihr überall gratis nachfüllen.
Nach einer etwas ruhelosen Nacht, in der wir nicht nur mit den direkten Nachbarn sondern auch noch gleich mit dem ganzen Haus akkustisch Bekanntschaft gemacht haben, ging es am nächsten Tag auf in den Vatikan. Ich habe zu Beginn nicht mal die Grenzen zum Vatikan bemerkt: es stehen zwar Militärs mit MP's dort, doch kein Mensch wurde kontrolliert und in der Masse an Touristen gingen die Militärs auch optisch beinahe unter. Die Überlegung, ob wir den Petersdom, Sixtinische Kappelle oder sonstwas besichtigen wollen, erübrigte sich, als wir sahen, dass die Warteschlange um den ganzen Platz verlief. Also haben wir uns mit den Aussenansichten begnügt.
Gleich neben dem Vatikan liegt das römische Quartier Trastevere. Ein italienischer Kollege riet uns, dieses Viertel unbedingt zu besuchen. Zum einen, sei es authentischer als die anderen Quartiere und es seien auch nicht so viele Touristen unterwegs wie im Zentrum. Zudem sei dies auch die Ausgehmeile für die Römer.
Also ging es für mich und meinen Sohn nach dem Vatikan Besuch rein nach Trastevere. Und was soll ich sagen? Es hat uns beiden wahnsinnig gut gefallen. Viele Cafés und kleine Restaurants reihen sich aneinander, Touristen hat es zwar, aber tatsächlich nicht soviele wie in der Altstadt auf der anderen Seite des Tiber und die italienischen Gäste begrüssten sich untereinander herzlich. Man kennt sich also im Quartier. Um euch auf einen Abstecher nach Trastevere gluschtig zu machen, zeig ich euch mal ein paar Bilder.
Von Trastevere gings dann weiter zum Forum Romanum. Wenn ihr den Hügel zum Kapitolsplatz nebenan hoch geht, habt ihr einen tollen Blick darauf, aber selbstverständlich könnt ihr auch Eintritt zahlen und zwischen den Ruinen rumwandeln. Wir blieben aber auf dem Hügel und genossen den Blick auf den Platz und nach unten.
Nach dem Kapitolsplatz ging es dann gleich weiter zum Monumento a Vittorio Emanuele II. Ich meine: das Monument sieht ja schon von unten gross aus, aber wenn ihr die vielen, vielen Treppen in Angriff nehmt, könnt ihr erst wirklich erkennen, wie monumental es in Wirklichkeit ist. Wir fühlten uns wie Ameisen...Ich glaube, das war für meinen Sohn und mich das beeindruckendste Gebäude dieser Reise. Doch auch der Verkehr, der am Piazza di San Marco vor dem Monument vorbeirauscht, ist beeindruckend. Einen Teil des Monuments könnt ihr ohne Bezahlung betreten, für anderes, unter anderem den Lift auf der Rückseite, der euch bis aufs Dach des Monuments höchträgt, müsst ihr etwa 17 Euro bezahlen.
Nach dem Stadtrundgang an diesem zweiten Tag kehrten wir dann erst mal für eine Pause in die Wohnung zurück und machten uns abends später auf den Weg zu einem weiteren guten Restaurant. Anschliessend konnte ich meinen Sohn dazu überreden, das Kolosseum in der Nacht zu bestaunen. Der Weg war lang, wir bestaunten also das Kolosseum beleuchtet und dann hatte mein Sohn absolut keine Lust mehr, nochmals 45 Minuten zurück zur Unterkunft zu laufen. Und ich muss gestehen, ich war doch auch langsam müde von der ganzen Lauferei.
Er rief also ein Uber über die App, aber das war irgendwie weit entfernt: genauer gesagt, befand es sich lt. App im Golf von Guinea...irgendwo zwischen Liberia und Nigeria...🙄. Auch beim zweiten Versuch dümpelte es noch dort unten im Golf herum und die Wartezeit wollten wir uns dann doch nicht antun...Schliesslich beorderte er ein zweites Uber, doch hier kam die Meldung, dass beim Kolosseum eine Sperrzone für Uber ist und wir die Strasse etwa 200 Meter weitergehen sollten, damit uns der Chauffeur aufladen kann. Wie gesagt: Rom kann auch zickig!
Schliesslich kamen wir ziemlich erschöpft in der Wohnung an und durften dann auch in der folgenden Nacht akkustisch weitere Bekanntschaften im Haus schliessen...
Etwas müde trotteten wir am dritten Tag wieder los: diesmal stand das Pantheon und das Kolosseum auf dem Plan. Und es hätte so schön werden können, mit uns und Rom...wenn...ja wenn es nicht die meiste Zeit wie aus Kübeln geschüttet hätte. Beim ersten Regenguss konnten wir uns noch zum Mittagessen ins 'BaoBao' im Zentrum retten und den Regen abwarten. Danach nieselte es immer wieder, aber das war oke. Mein Sohn kaufte dann zwei Tickets mit Timeslot und als wir das Pantheon betraten, war der Regen weg.
Wir standen und staunten also im Pantheon und ich dachte nur: wenn man den Regen mal braucht, ist er nicht da. Ich bin mir sicher, es hätte ganz toll gewirkt, wenn der Regen durch das obige Loch in das Pantheon gefallen wäre. Unterhalb des Loches war der Zutritt allerdings gesperrt, da der Marmorboden bei Nässe extrem rutschig gewesen wäre, resp. beim vorigen Regen war.
Auf dem weiteren Weg zum Kolosseum fings dann natürlich wieder an zu schütten und ich dachte nur: wieso zickt Rom nur so mit uns rum und schickte uns den Regen nicht ins Pantheon. Aber nein: pflotschnass mussten wir werden, bevor wir zum Kolosseum kamen. Während wir dann draussen auf unseren nächsten Timeslot warteten, liess der Regen wieder nach und setzte erst wieder ein, als es an die Besichtigung ging. Doch bevor wir überhaupt reinkamen, gab es mehrere Kontrollen. Zuerst mal das Ticket kontrollieren lassen, später erneut das Ticket und die ID, dann die Taschen durch den Scanner und zu guter letzt nochmals das Ticket. Mann oh Mann...
Das Kolosseum ist übrigens echt sehenswert. Wir haben allerdings an keiner Führung mitgemacht, sondern gingen einen vorgegebenen Weg durch die Anlage. Obs wohl daran lag, dass es zu diesem Zeitpunkt wie aus Eimern regnete? Na, was denkt ihr?
Pitschnass machten wir uns ein letztes Mal auf den Heimweg, liefen an Salumerias und Cioccolaterias vorbei, kauften das Nachtessen ein und machten es uns dann in der Wohnung gemütlich. Keiner von uns beiden hatte Lust, nochmals im strömenden Regen rauszugehen.
Kennt ihr übrigens den Unterschied zwischen Salami und Salumi? Bei Salumi handelt es sich um Wurstwaren, genauer um Brüh- Koch- und Rohwürste. Darunter fallen eben auch die Salami, die ja Rohwürste sind und das wiederum heisst nichts anderes, als dass sie ohne Kühlung haltbar und ohne Erhitzung essbar sind. Wisst ihr auch, dass wenn ihr eine Salami kauft, eigentlich eine Salame =Einzahl in den Händen haltet? Wenn ihr aber Salami = Mehrzahl wollt, müsst ihr mindestens zwei davon einpacken. Und wenn euch ein Italiener oder Tessiner als Salami bezeichnet, dann nicht, weil er ein Fan von euch ist, sondern eher denkt, ihr seid ein Hanswurst. Soviel zum Thema Salami.
Das obige Unternehmen wurde bereits 1878 gegründet und alleine in Rom hat es vier Geschäfte. Und diese sind einfach wunderbar gestaltet. Die Schokolade gilt als eine der Besten in Italien. Ich kanns nicht beurteilen, denn mein Sohn steht nicht so sehr auf Schokolade und ich habe sie mir aus bestimmten Gründen verkniffen. Denn schliesslich habe ich eine Wette laufen, gell Petra?! 😉
Was wir ausserdem in Rom entdeckten: die Katzen vom Largo di Torre Argentina.
Auf diesem Platz wurden vier Tempelanlagen entdeckt, die man in den 1920ern begann, auszugraben. Es ist übrigens auch der Ort, an dem Julius Cäsar einem Mordkomplott zum Opfer fiel! Zu den Ausgrabungen kamen nicht nur die Archäologen, nein, es kamen auch immer mehr Katzen dorthin, wilde Katzen und solche, die die Römer nicht mehr haben wollten. Und um diese Katzen kümmerten sich die sogenannten Katzenmütter. Heute ist dieser Platz eine Station für all diese Katzen und so werden diese im Herzen von Rom gehegt und gepflegt. Die Samtpfoten werden hier sterilisiert, geimpft, aufgepäppelt und an neue Besitzer weiter vermittelt. Damit hilft der Verein, den Wildkatzenbestand in Rom etwas einzudämmen. Wir sahen auch die eine und andere Katze, die es sich dort wohl gehen liess. Von 12 - 18 Uhr könnt ihr die Station auch besichtigen, ihr müsst nur die Treppe am Platz runterlaufen und schon seid ihr mittendrin. Zahlen müsst ihr nichts dafür, aber Spenden sind willkommen, denn die, ihr wisst schon...kommen wieder den Katzen zu Gute.
Ach ja, Rom hat seine zickenfreie Momente und definitiv Charme...
Nun brach schliesslich am vierten Tag unser Abreisetag an. Gemütlich machten wir uns Vormittags auf den Weg, genossen noch einen wirklich ausgezeichneten Cappuccino mit Cornetto in der Altstadt und machten noch die letzten Einkäufe. Und dann stiefelten wir wieder den Hügel zum Bahnhof hoch. Gekonnt lösten wir die Tickets, entwerteten diese, wie wenn wir unser Lebtag noch nichts anderes gemacht hätten (gaaanz links, nur zur Erinnerung) und suchten unseren Zug zum Flughafen. Alle, aber auch wirklich alle Züge hatten eine Gleisangabe, nur ein einziger nicht, und zwar unserer. Da stand anstelle einer Nummer einfach ein 'PF'. Was soll man damit anfangen? Ich fragte also zwei Bahnmitarbeiter, die zuckten nur mit den Schultern und hatten auch keine Ahnung. Am Infoschalter erfuhren wir schliesslich, dass der Zug ausfällt und neben dem Bahnhof Ersatzbusse auf uns warteten. Also nichts wie raus und in einer riesigen Menschentraube angestanden. Geduldig harrten wir dort 10 Minuten aus, bis sich schliesslich ein Buschauffeur dazu aufraffen konnte, uns mitzuteilen, dass wir den Bus weiter vorne nehmen sollten. Dies wiederholte sich dann noch zwei weitere Male und die Menschentraube wurde so gigantisch, dass dieser eine Bus einfach nicht mehr zu sehen war. Entnervt schnappten wir uns schliesslich ein Taxi zum Flughafen und ich dachte nur: Ach Rom, jetzt hatten wir es doch langsam so gut miteinander, aber nein, jetzt, ganz am Ende unserer Reise, musstest du uns noch einmal wissen lassen, was zickig sein bedeutet. DU ZICKE!
Und in schwärmerischen Erinnerungen an diese Zicke verabschiede ich mich heute von Euch.
Corinna
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