Heute nehme ich euch mit in den fribourgischen Teil der Schweiz und zwar nach Gruyères, auf deutsch Greyerz.
Lasst euch auf dem Weg dahin nicht durch die Anzeige 'Gruyères les Moléson' verwirren, denn dieser Wegweiser führt euch direkt nach Gruyères.
Die Frage ist nun: was ist dann 'Les Moléson'? Na ja, zum einen ist der Moléson DER Berg der Freiburger Alpen, Aussichtspunkt und sowohl Winter- wie auch Sommerausflugsziel. Und dann gibt es noch die Station 'Moléson sur Gruyéres', von wo aus ihr mit der Seilbahn auf die Bergspitze des Moléson kommt. Nicht zu vergessen: Moléson Gruyéres, so nennt sich dann auch noch das ganze Skigebiet dort. Ich weiss...sehr verwirrend das Ganze. Aber wie gesagt: egal woher ihr kommt: fahrt einfach den Wegweisern 'Gruyéres les Moléson' nach und ihr kommt nach Greyerz.
Auf einem isolierten (nicht allzu hohem) Hügel, am Fusse des Moléson, erhebt sich das Städtchen majestätisch über der Ebene. Einer Sage nach wurde Gruyéres etwa 400 Jahre n.Chr. gegründet, nachdem der Vandalenkönig Gruerius im blutroten Abendhimmel einen Kranich (auf französisch 'Grue') fliegen sah. Flugs entschied er sich, genau an dieser Stelle seine Stadt zu bauen, welche aber erst 1144 das erste Mal unter dem Namen Grueria urkundlich erwähnt wurde und das Wappen der ehemaligen Grafen von Gruyéres ziert seither ein Kranich vor rotem Hintergrund.
Zur heutigen Gemeinde Greyerz gehören nebst Gruyéres noch die Dörfer Epagny und Pringy. Etwa 2'300 Menschen leben auf Gemeindegebiet, der grösste Teil, nämlich 90% sind französischsprachig und nur knapp 4% deutschsprachig. Die übrigen 5 % sprechen diverse Sprachen.
Lebte Greyerz früher mal von Käse und Viehandel, sind heute die meisten Einwohner im Dienstleistungssektor tätig denn Gruyéres ist seit Jahren ein wichtiger Touristenmagnet im freiburgischen.
Doch weshalb solltet ihr Gruyéres mindestens einmal besucht haben? Tja, da gibt es einige Gründe.
Zum einen ist da die Schönheit der Freiburger Landschaft und deren Alpen. Hügelig bis Bergig, in satten Grüntönen mit Greyerz und den Freiburger Alpen als Blickfang.
Die einzige Strasse des Städtchens ist die Marktgasse, welche sich durch den mittelalterlichen Ort zieht. Flankiert von Restaurants, wo ihr Fondue und Meringues mit Greyerzer Doppelrahm geniessen könnt und kleinen Souvenirshops, die zum Staunen einladen. Nur über diese Strasse kommt ihr zu all den Sehenswürdigkeiten in Greyerz. Unter anderem zum Schloss.
Erbaut im 13. Jahrhundert, zeigt das Schloss die verschiedenen Epochen der letzten 800 Jahre. Der Eintritt kostet für Erwachsene 12.- . Gleich zu Beginn könnt ihr euch eine Multimedia-Show ansehen, die euch Interessantes dazu erzählt.
Das Schloss hat, wie beinahe alle Schlösser, eine wechselvolle Geschichte. Besitzer kamen und gingen, die Gestaltung und Einrichtung änderte sich je nach Zeit und Bewohnern. Fast 500 Jahre residierten dort die Grafen von Greyerz und herrschten über ein grosses Gebiet. Doch als schliesslich Graf Michael Konkurs macht, werden all seine Güter 1554 von Bern und Freiburg, die seine Hauptgläubiger waren, beschlagnahmt. In den folgenden Jahren bis 1798 herrschten Landvögte über das Greyerzer Land und wurden dann bis 1848 von Oberamtmännern abgelöst.
Schliesslich wurde der Unterhalt des Schlosses zu teuer und der Besitz versteigert an die Brüder Bovy. Die liessen das Schloss renovieren und umgestalten, irgendwann kame noch Künstlerfreunde dazu und so wurde im Schloss auch noch eine Künstlerkolonie gegründet. Aus dieser Zeit stammen die oben gezeigten, reich dekorierten Säle.
1938 kaufte Freiburg das Schloss der Familie ab und machte es später der Öffentlichkeit zugänglich.
Ich hatte das Glück, dass bei meinem Besuch in Greyerz nur wenige Touristen unterwegs waren, dementsprechend war der Besuch im Schloss auch entspannt und ich konnte mir Zeit und Raum nehmen, um viel mehr Bilder zu machen, als ich euch hier zeigen kann.
Nun, das Schloss ist natürlich nicht das Einzige, was in Greyerz zu besichtigen ist. Sagt euch der Name Hand Rudolf Giger etwas? Das war der Künstler, der für die Filme 'Alien' (1979) und 'Species' (1995) als Szenen- und Kostümbildner tätig war. 1980 gewann er einen Oscar für die besten visuellen Effekte im Film 'Alien'.
1998 wurde in Gruyéres das HR Giger Museum eröffnet, dieses wiederum im Jahre 2003 um die Giger Bar gegenüber des Museums erweitert. H.R.Giger lebte von 1940 - 2014 und starb an den Folgen eines Sturzes. Sein Grab befindet sich übrigens auf dem Friedhof von Greyerz.
Falls euch diese fantastische Kunst interessiert, seid ihr sowohl im Museum als auch in der Bar gegenüber gut aufgehoben. Das Ticket ins Museum kostet 12.50.-
Was gibt es sonst noch zu sehen in Greyerz? Das Tibet Museum natürlich. Hier wird Kunst aus dem Himmalaya ausgestellt, von Skulpturen, rituellen Gegenständen bis zur Malerei. Ich habe das Museum nicht besucht, doch vielleicht interessiert sich ja jemand von euch für den Buddhismus. Der Eintritt beträgt 10.-
Nun, lohnt sich ein Ausflug nach Gruyéres? Ich finde eindeutig JA. Das Städtchen alleine ist schon einen Besuch wert. Dafür solltet ihr ein bis zwei Stunden einrechnen, inklusive Fotos machen. Wenn ihr auch das Schloss besichtigen wollt, könnt ihr schon mit zwei bis vier Stunden rechnen. Ein Halbtagesausflug wird daraus, wenn ihr euch noch ein währschaftes Fondue und / oder die Merengues gönnt. Und wenn ihr noch das Giger und das Tibet Museum besichtigt, seid ihr mit einem Tagesausflug gut bedient.
Allerdings hat nicht nur Gruyéres selbst einiges zu bieten, sondern auch die Umgebung. Solltet ihr ein paar Tage in der Gegend verbringen, bietet sich zum einen natürlich der Moléson ebenso wie eine Wanderung in die Jaunbachschlucht. Unter www.fribourg.ch findet ihr ganz viel Inspiration.
Übrigens solltet ihr es nicht verpassen, etwas vom köstlichen Gruyére Käse zu kosten. Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet, könnt ihr die Schaukäserei am Fusse des Hügels von Greyerz besuchen. Mehr dazu erfahrt ihr unter www.lamaisondugruyere.ch .
So, und nun wünsche ich euch viel Spass und noch mehr zu entdecken in Gruyéres.
Corinna
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