Immer wieder bin ich auf der Suche nach Ausflugszielen, bei denen ich meinen Hund mitnehmen kann. Er ist nun schon etwas älter, fit zwar, aber dennoch hat er langsam etwas Mühe mit Touren, wo er längere Zeit über Stock und Stein klettern muss. Also wohin diesmal? Ich wollte wieder mal etwas sehen, betrachten und kennen lernen. Und doch mit Hund draussen unterwegs sein. Also fiel meine Wahl auf den Ballenberg.
Was aber ist denn nun der Ballenberg? Es ist ein Freilichtmuseum in Hofstetten bei Brienz, umgeben von Bergen und Seen in der Innerschweiz. Genau 109 historische Gebäude wurden in allen Landesteilen der Schweiz abgebaut und sorgfältig im Ballenberg wieder hergestellt. Abwechslungsreich werden die jeweiligen Baustile und -Jahre gezeigt und es ist beeindruckend, wie unterschiedlich die Häuser in einem so kleinen Land, wie der Schweiz, gebaut wurden. Heute sehen sich die meisten neu gebauten Häuser, egal in welchem Landesteil sie stehen, ja immer ähnlicher, so dass ich nicht mehr erkennen könnte, ob dieses nun im Graubünden oder Waadtland steht.
Doch die älteren Häuser kann ich öfters einem Landesteil zuordnen: die massiven Steinhäuser im Engadin, Chalets mit geschwärzten Holzbalken im Wallis oder Berner Oberland, oder die grossen Höfe, die oft etwas verlebt aussehen, im Jura. Um euch den Ballenberg etwas näher zu bringen und euch vielleicht auch etwas gluschtig darauf zu machen, erzähle ich euch zu einigen Häusern etwas.
WALLIS
Der Ballenberg ist also eine Reise durch die Schweiz und die Heime der Schweizer. Fast alle Häuser können betreten werden und sind der Zeit entsprechend auch eingerichtet. Mit genügend Zeit und Muse kann es leicht passieren, dass man sich in alte Zeiten zurückversetzt fühlt.
Ich war jedenfalls fasziniert von dem Gedanken, wer wohl alles schon alles in diesem oder jenem Haus gelebt, gestritten und geliebt hat. Welche menschlichen Schicksale sich wohl in all diesen Häusern verbergen? Ob wohl irgendein Besucher im Ballenberg noch persönliche Geschichten zu einem dieser Häuser und deren Bewohner kennt?
TESSIN
Als ich vor etwa 10 Jahren das erste Mal auf dem Ballenberg war, sass ein alter Mann vor diesem Gebäude und betrachtete es versonnen. Ich sprach ihn an und er erzählte mir, dass seine Mutter zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Kindern des Hauses gespielt habe. Neun Kinder und deren Eltern waren die letzten Bewohner des Hauses, bevor dessen Zerfall begann.
Der Ballenberg liegt nicht nur wunderbar eingebettet ins Berner Oberland und zeigt die Wohn- und Arbeitshäuser der verschiedenen Regionen und Epochen. Nein, er bietet auch Workshops, Heilkräutersonntage mit Führungen durch den Kräutergarten und Kurse von Wickeln und Kompressen über Klöppeln bis zu Filochieren an. (Musst ich jetzt auch erst googeln: filochieren = Filethäkeln...so, jetzt wisst ihr Bescheid und ich auch!) Falls ihr mehr Informationen wollt, schaut doch unter www.ballenberg.ch vorbei.
DROGERIE
Auf dem Ballenberg findet auch die Landwirtschaft statt, so werden Getreide, Kräuter und Gemüse angebaut und Tiere gehalten. Ob die Tiere geschlachtet und in den dortigen Restaurants verspeist werden, weiss ich nicht. Aber so, wie ich das einschätze, haben sie dort ein beinahe naturgerechtes Leben.
Hühner laufen frei übers ganze Gelände, einige Tiere können auch gestreichelt werden. Vor allem kleinere Kinder freuen sich darüber.
ÖSTLICHES MITTELLAND
Ab dem späten Mittelalter verdrängte der Fachwerkbau andere Bauweisen im östlichen Mittelland. In vielen kleinen Orten bestimmen diese Riegelhäuser auch heute noch das Dorfbild.
Erst kürzlich wurde der Bachlauf bei den Fachwerkhäusern saniert und grosse Steine laden dazu ein, es sich dort gemütlich zu machen und die Füsse ins kühle Nass zu strecken. Das nutzten wir sofort für eine Pause und zur Abkühlung.
BERNER MITTELLAND
Bauherr dieser imposanten Villa war Hans Schafroth, der sein Geld im Textilhandel machte. Statt einen Prachtbau aus Stein, wollte er ein Haus im ländlichen Stil für seine Familie haben. Der Sockel war ursprünglich aus Jurastein und die ehemalige Küche befand sich im Keller. Das Haus wurde damals am Rande von Burgdorf gebaut und stand mitten in einem Park. Doch Burgdorf wurde rasch grösser und die Lage des Hauses, bedrängt von Strasse und Häusern, verschlechterte sich mit den Jahren. So wurde das Haus 1937 von der Gemeinde als Abbruchobjekt gekauft und bis in die 1970er Jahre lebten arme Familien darin. Anschliessend stand das Haus leer und verlotterte, bevor es ab- und in Ballenberg wieder aufgebaut wurde.
BASELLAND
Das Bauernhaus aus Therwil ist älteren Baselbietern auch bekannt als das Hüginhaus. So wurde es nach seinem letzten Besitzer, dem Landwirt Karl Hügin, welcher 1974 verstarb, benannt. Es sollte später abgerissen werden, doch ein Entscheid des Bundesgerichtes verhinderte dies. Und so steht es seit 1989 auf dem Ballenberg.
DIES UND DAS VOM BALLENBERG
Mein Fazit zum Ballenberg: wir waren mehrere Stunden auf dem Gelände, zu Beginn schauten wir noch in jedes Haus rein. Doch mit der Zeit schlich sich die Müdigkeit ein und so sahen wir uns immer mehr Häuser nur noch von aussen an. Doch das spielt, zumindest bei mir, keine so grosse Rolle. Das was mir speziell gut gefallen hat, an das erinnere ich mich auch längere Zeit, alles was zwar interessant war aber auf mich nicht so grossen Eindruck machte, vergesse ich eh über kurz oder lang.
Als Ausflug mit kleineren Kinder, die auf dem Gelände und einem grossen Spielplatz herumtollen können, ist der Ballenberg wirklich empfehlenswert. Picknickplätze sind genügend vorhanden, Restaurants gibts es drei an der Zahl. Es hat auch ein oder zwei Kioske für den kleinen Snack, wenn ich mich richtig erinnere. Und was mir auch sehr gefallen hat: Hunde sind willkommen und können in jedes Haus mitgenommen werden. Ausserdem stehen neben allen Brunnen auf dem Gelände Wassernäpfe für die Vierbeiner parat.
Was ich vermisst habe: es wurde nicht soviel altes Handwerk gezeigt, wie ich mir das gewünscht hätte. Ich hatte die Vorstellung, das irgendwo Brot gebacken, Leder gegerbt, mit Flachs gearbeitet und sonstiges Handwerk von anno dazumal vorgeführt wird. Dem war aber nicht so. Da hätte ich vielleicht in den Kalender der Website gucken müssen...
Wovon ich sogar etwas enttäuscht war, war der Shop. Sowohl am West- als auch am Osteingang gibt es einen. Es wurde das übliche Touristenangebot, das man überall in der Schweiz bekommt, verkauft. Und einzelne, etwas speziellere Teile, waren dermassen teuer, dass ich darauf verzichtete. Ich hatte erwartet, das auch Produkte, welche direkt im Ballenberg produziert werden, zum Verkauf angeboten würden. Doch ich habe keine gesehen. Aber vielleicht hatte ich dies im ganzen Touristenangebot übersehen, zudem war es im Shop sehr eng, so dass ich mir auch nicht genügend Zeit zum schauen genommen habe.
Doch alles in allem ist ein Ausflug auf den Ballenberg auf jeden Fall empfehlenswert. Falls ihr dorthin geht: geniesst es.
Bis zum nächsten Ausflug
Corinna
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