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Tagesausflug zum Ballenberg

Corinna

Immer wieder bin ich auf der Suche nach Ausflugszielen, bei denen ich meinen Hund mitnehmen kann. Er ist nun schon etwas älter, fit zwar, aber dennoch hat er langsam etwas Mühe mit Touren, wo er längere Zeit über Stock und Stein klettern muss. Also wohin diesmal? Ich wollte wieder mal etwas sehen, betrachten und kennen lernen. Und doch mit Hund draussen unterwegs sein. Also fiel meine Wahl auf den Ballenberg.


Freilichtmuseum Ballenberg. Sieht doch aus wie eine Postkartenidylle, oder?! Und wer stellt sich die Schweiz nicht so vor, na?! Dies ist übrigens ein Bauernhaus aus Brülisau, Appenzell Innerrhoden, um 1621 / 1754.


Was aber ist denn nun der Ballenberg? Es ist ein Freilichtmuseum in Hofstetten bei Brienz, umgeben von Bergen und Seen in der Innerschweiz. Genau 109 historische Gebäude wurden in allen Landesteilen der Schweiz abgebaut und sorgfältig im Ballenberg wieder hergestellt. Abwechslungsreich werden die jeweiligen Baustile und -Jahre gezeigt und es ist beeindruckend, wie unterschiedlich die Häuser in einem so kleinen Land, wie der Schweiz, gebaut wurden. Heute sehen sich die meisten neu gebauten Häuser, egal in welchem Landesteil sie stehen, ja immer ähnlicher, so dass ich nicht mehr erkennen könnte, ob dieses nun im Graubünden oder Waadtland steht.


Doch die älteren Häuser kann ich öfters einem Landesteil zuordnen: die massiven Steinhäuser im Engadin, Chalets mit geschwärzten Holzbalken im Wallis oder Berner Oberland, oder die grossen Höfe, die oft etwas verlebt aussehen, im Jura. Um euch den Ballenberg etwas näher zu bringen und euch vielleicht auch etwas gluschtig darauf zu machen, erzähle ich euch zu einigen Häusern etwas.



WALLIS


Typische Voralp in den Walliser Bergen. Draussen wurde das Vieh gesommert, drinnen kochten und schliefen die Hirten.

Einfache 'Küche einer Voralp mit Feuerstelle, einfachem Geschirrschrank und...

...Tisch. Die Voralp meiner Grosseltern im Wallis sah beinahe identisch aus. Aber so feines Geschirr, wie das weisse Porzellan hatten sie definitiv nicht dort auf der Alp.

Mühle von Naters / VS aus dem 18./19. Jahrhundert.

Kapelle aus Turtig / Raron aus dem 18. Jahrhundert. Solltet hier mal ins Wallis reisen und Raron besuchen: Rainer Maria Rilke, der 1926 an Leukämie verstarb, fand dort auf seinen Wunsch hin seine letzte Ruhestätte.

Der Ballenberg ist also eine Reise durch die Schweiz und die Heime der Schweizer. Fast alle Häuser können betreten werden und sind der Zeit entsprechend auch eingerichtet. Mit genügend Zeit und Muse kann es leicht passieren, dass man sich in alte Zeiten zurückversetzt fühlt.


Ich war jedenfalls fasziniert von dem Gedanken, wer wohl alles schon alles in diesem oder jenem Haus gelebt, gestritten und geliebt hat. Welche menschlichen Schicksale sich wohl in all diesen Häusern verbergen? Ob wohl irgendein Besucher im Ballenberg noch persönliche Geschichten zu einem dieser Häuser und deren Bewohner kennt?


TESSIN

Wohnhaus aus Cugnasco / TI aus dem 18. / 19. Jahrhundert.

Als ich vor etwa 10 Jahren das erste Mal auf dem Ballenberg war, sass ein alter Mann vor diesem Gebäude und betrachtete es versonnen. Ich sprach ihn an und er erzählte mir, dass seine Mutter zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Kindern des Hauses gespielt habe. Neun Kinder und deren Eltern waren die letzten Bewohner des Hauses, bevor dessen Zerfall begann.



Die Küche des Hauses.


Das Schlafzimmer. Es gibt noch ein zweites Schlafzimmer im Haus, allerdings frage ich mich, wo die neun Kinder und deren Eltern alle schliefen.

Aussicht aus dem Schlafzimmer ins Berner Oberland.

Gutshof von Novazzano 13.-19. Jahrhundert. Hier befindet sich eine Osteria, in der ihr euch mit Risotto und Boccalino verköstigen könnt.

Der Ballenberg liegt nicht nur wunderbar eingebettet ins Berner Oberland und zeigt die Wohn- und Arbeitshäuser der verschiedenen Regionen und Epochen. Nein, er bietet auch Workshops, Heilkräutersonntage mit Führungen durch den Kräutergarten und Kurse von Wickeln und Kompressen über Klöppeln bis zu Filochieren an. (Musst ich jetzt auch erst googeln: filochieren = Filethäkeln...so, jetzt wisst ihr Bescheid und ich auch!) Falls ihr mehr Informationen wollt, schaut doch unter www.ballenberg.ch vorbei.


DROGERIE

Die Drogerie. Davor und dahinter liegen die Kräutergärten, im hinteren Garten gibt es regelmässig Führungen.Im Parterre gibt es auch ein Geschäft, wo es das eine oder andere zu kaufen gibt.

Diese alte Drogerie-Einrichtung liegt in einem zweiten Gebäude etwas oberhalb der oben gezeigten Drogerie.

Mein Hund wirft schon mal einen prüfenden Blick in den Kräutergarten. Da bin ich aber nicht mit ihm rein, ich wollte ja schliesslich nicht, dass er die Kräuter anpink...ihr wisst schon...

Kräutergarten neben der Drogerie. Alles ist fein säuberlich beschriftet. Die Freundin war begeistert von Garten und Drogerie, da sie sich mit Heilkräutern intensiv beschäftigt.

Auf dem Ballenberg findet auch die Landwirtschaft statt, so werden Getreide, Kräuter und Gemüse angebaut und Tiere gehalten. Ob die Tiere geschlachtet und in den dortigen Restaurants verspeist werden, weiss ich nicht. Aber so, wie ich das einschätze, haben sie dort ein beinahe naturgerechtes Leben.


Von Ziegen...

...über Schweine...

...bis zu Rindern, gibt es einiges zu entdecken.

Hühner laufen frei übers ganze Gelände, einige Tiere können auch gestreichelt werden. Vor allem kleinere Kinder freuen sich darüber.



ÖSTLICHES MITTELLAND


Links auf dem Bild seht ihr ein Weinbauernhaus aus Richterswil / ZH um 1780. Rechts davon ein Bauernhaus aus Uesslingen / TG um 1569 / 1606.

Ab dem späten Mittelalter verdrängte der Fachwerkbau andere Bauweisen im östlichen Mittelland. In vielen kleinen Orten bestimmen diese Riegelhäuser auch heute noch das Dorfbild.


Erst kürzlich wurde der Bachlauf bei den Fachwerkhäusern saniert und grosse Steine laden dazu ein, es sich dort gemütlich zu machen und die Füsse ins kühle Nass zu strecken. Das nutzten wir sofort für eine Pause und zur Abkühlung.


Und mein Hund? Der interessierte sich weniger für die Pause als fürs Picknick der Freundin :-)))


BERNER MITTELLAND



Fabrikantenvilla aus Burgdorf / BE von 1872.

Bauherr dieser imposanten Villa war Hans Schafroth, der sein Geld im Textilhandel machte. Statt einen Prachtbau aus Stein, wollte er ein Haus im ländlichen Stil für seine Familie haben. Der Sockel war ursprünglich aus Jurastein und die ehemalige Küche befand sich im Keller. Das Haus wurde damals am Rande von Burgdorf gebaut und stand mitten in einem Park. Doch Burgdorf wurde rasch grösser und die Lage des Hauses, bedrängt von Strasse und Häusern, verschlechterte sich mit den Jahren. So wurde das Haus 1937 von der Gemeinde als Abbruchobjekt gekauft und bis in die 1970er Jahre lebten arme Familien darin. Anschliessend stand das Haus leer und verlotterte, bevor es ab- und in Ballenberg wieder aufgebaut wurde.


Seitenansicht der Fabrikantenvilla.

Eines der vielen Zimmer in der dreistöckigen Villa. Ich kann mir gut vorstellen, wie die gehobene Gesellschaft dort Anlässe feierte und von den Angestellten bedient wurde.


BASELLAND


Bauernhaus aus Therwil / BL um 1675.

Das Bauernhaus aus Therwil ist älteren Baselbietern auch bekannt als das Hüginhaus. So wurde es nach seinem letzten Besitzer, dem Landwirt Karl Hügin, welcher 1974 verstarb, benannt. Es sollte später abgerissen werden, doch ein Entscheid des Bundesgerichtes verhinderte dies. Und so steht es seit 1989 auf dem Ballenberg.



Einrichtung des Bauernhauses.

Ententeich hinter dem Hüginhaus.

DIES UND DAS VOM BALLENBERG



Erdkeller aus dem Jura: hier wurden Kabisköpfe (Weisskohl) gelagert.


Wohnhaus aus Villnachern / AG um 1635. Mit dem Stroh, das auf den Getreidefeldern anfiel, wurden bis ins 19. Jahrhundert Häuser gedeckt. Diese seht ihr im Hintergrund.

Dieses eindrückliche Gebäude kann ich leider nicht mehr zuordnen. Aber schön ist es trotzdem, gell!?

Bauernhaus mit Wirtsstube 'Alter Bären' von Rapperswil / BE 18. Jahrhundert. Schon vor 200 Jahren wurde darin gewirtet, Und auch heute ist es wieder eine Wirtschaft.

Mein Fazit zum Ballenberg: wir waren mehrere Stunden auf dem Gelände, zu Beginn schauten wir noch in jedes Haus rein. Doch mit der Zeit schlich sich die Müdigkeit ein und so sahen wir uns immer mehr Häuser nur noch von aussen an. Doch das spielt, zumindest bei mir, keine so grosse Rolle. Das was mir speziell gut gefallen hat, an das erinnere ich mich auch längere Zeit, alles was zwar interessant war aber auf mich nicht so grossen Eindruck machte, vergesse ich eh über kurz oder lang.


Als Ausflug mit kleineren Kinder, die auf dem Gelände und einem grossen Spielplatz herumtollen können, ist der Ballenberg wirklich empfehlenswert. Picknickplätze sind genügend vorhanden, Restaurants gibts es drei an der Zahl. Es hat auch ein oder zwei Kioske für den kleinen Snack, wenn ich mich richtig erinnere. Und was mir auch sehr gefallen hat: Hunde sind willkommen und können in jedes Haus mitgenommen werden. Ausserdem stehen neben allen Brunnen auf dem Gelände Wassernäpfe für die Vierbeiner parat.


Was ich vermisst habe: es wurde nicht soviel altes Handwerk gezeigt, wie ich mir das gewünscht hätte. Ich hatte die Vorstellung, das irgendwo Brot gebacken, Leder gegerbt, mit Flachs gearbeitet und sonstiges Handwerk von anno dazumal vorgeführt wird. Dem war aber nicht so. Da hätte ich vielleicht in den Kalender der Website gucken müssen...


Wovon ich sogar etwas enttäuscht war, war der Shop. Sowohl am West- als auch am Osteingang gibt es einen. Es wurde das übliche Touristenangebot, das man überall in der Schweiz bekommt, verkauft. Und einzelne, etwas speziellere Teile, waren dermassen teuer, dass ich darauf verzichtete. Ich hatte erwartet, das auch Produkte, welche direkt im Ballenberg produziert werden, zum Verkauf angeboten würden. Doch ich habe keine gesehen. Aber vielleicht hatte ich dies im ganzen Touristenangebot übersehen, zudem war es im Shop sehr eng, so dass ich mir auch nicht genügend Zeit zum schauen genommen habe.


Doch alles in allem ist ein Ausflug auf den Ballenberg auf jeden Fall empfehlenswert. Falls ihr dorthin geht: geniesst es.



Eigentlich sollte dies zum Abschluss des Tages ein ganz entspanntes Bild mit meinem Hund werden...aber der spielte einfach nicht so mit, der Kerl! ;-)

Bis zum nächsten Ausflug


Corinna



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