top of page

Tagestrip nach Appenzell und St. Gallen / Teil 2

Corinna

Nun, nachdem wir in Appenzell waren und ich euch bereits davon berichtet habe (und natürlich gäbe es noch viel mehr über diesen Ort zu erzählen...) gehts weiter nach St. Gallen.


Hab ich schon erwähnt, dass ich auch dort noch nie gewesen bin? Jaaa, den Namen hatte ich schon oft auf der Autobahn gelesen, aber selbst nach St. Gallen reisen? War bisher einfach noch nicht der Fall. Dabei hat St. Gallen sehr viel Charme und bietet Ausflugmässig einiges.


Gelegen zwischen Appenzellerland und dem Bodensee bietet St. Gallen eine autofreie Altstadt. Dies macht es natürlich sehr angenehm, durch die Strassen zu flanieren und die schönen Gebäude zu bewundern.


Was könnte nun, ausser der Stiftskirche und der dazu gehörenden Bibliothek typisch für St. Gallen sein? Die Erker! Aber natürlich! An die 111 sollen es sein, die die Stadt zieren. Und jeder Erker hat seine eigene Geschichte. Ganz profan dienten sie als zusätzliche Lichtquellen im Haus, doch im Mittelalter waren diese Erker auch Statussymbole der Textilkaufleute und der reichen Bürger. Je aufwendiger ein Erker, desto reicher der Bewohner. Einige der Motive scheinen sehr exotisch und sollten damals die Reisen und Weltkenntnisse der Besitzer spiegeln. Andere Motive schneiden Fratzen und zeigten den Konkurrenten damit, dass da einer wohl mehr erreicht hatte.

Hier könnt ihr den sogenannten Kamelerker bestaunen.

Oben seht ihr den Kamelerker. Wieso der so heisst, obwohl gar keine Kamele zu sehen sind? Wartet mal ab. Wenn ihr genau hinschaut, habt ihr dann auch das Gefühl, dass dieser monumentale Erker gar nicht zum Gebäude passt? Dann habt ihr recht damit! Bis 1919 befand sich diese Schönheit an einem Kaufhaus an der Marktgasse, welches aber in jenem Jahr abgerissen wurde. Der Erker wurde damals entfernt, zerlegt und eingelagert. Schaut euch den Erker nun mal genauer an. Denn dort, wo der erste Teil zu Ende ist, befand sich ursprünglich ein grosses Zwischenstück, das einen Kameltreiber mit zwei Kamelen an den Zügeln zeigte. Doch weil dieser grosse Erker in der Altstadt keinen Platz hatte, wurde das Zwischenstück mit den Kamelen im Historischen Museum untergebracht und die übrigen Teile im Jahre 1986 hier an der Spiser Gasse 22 angebracht.

Ein weiterer reich verzierter Erker mit aufwändiger Fassadenmalerei im Hintergrund.

Vom ganzen Hochstarren bekam ich schon langsam Genickstarre und stolperte über den einen oder anderen Karton, denn ausgerechnet an dem Tag, als wir dort waren, fand die Kartonsammlung statt. Aber so ist das halt, wenn man die Nase ständig nach oben streckt :-)

Wie ihr erkennen könnt, sind nicht nur die Erker eine Pracht, auch die Hausfassaden selbst sind eine Augenweide. (Und selbst die Kartonsammlung ist auf dem Bild erkennbar.)


Auf dem Weg zur Stiftskirche ging's weiter durch die Strassen und Strässchen. Dabei war auch das ein oder andere zu entdecken. Der Kirchturm im Hintergrund gehört allerdings nicht zur Stiftskirche sondern zur Kirche St. Laurenzen.


Doch die Altstadt ist nicht nur geprägt vom Barock, sondern auch von anderen architektonischen Stilen. Unter anderem von dieser modernen Brunnenskulptur.


Doch weiter ging es nun zur römisch-katholischen Stiftskirche. Eines der Wahrzeichen St. Gallens und seit 1983 auf der Weltkulturliste der Unesco verzeichnet. Schon aus der Entfernung bot sich uns ein beindruckender Anblick. Doch je näher wir kamen, desto imposanter wurde es.



Dort, wo die in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute Kathedrale steht, errichtete 1612 der irische Wandermönch Gallus seine Einsiedelei. Von diesem Gallus leitet sich auch der Name St. Gallen ab.


Der Klosterplatz mit den umliegenden Gebäuden und Einrichtungen.

Die Stiftskirche gilt als einer der letzten monumentalen Sakralbauten des Barocks. Der Mittelbau und die beiden Türme sind reich verziert, ständig gibt es etwas zu entdecken. Der dazu gehörende Klosterplatz wird gerne zur Erholung genutzt und lässt den Blick frei um sämtliche zur Stiftskirche gehörenden Gebäude zu bestaunen. Da wir uns entschlossen hatten, die Stiftsbibliothek zu besuchen, betraten wir die Kathedrale bei unserem Besuch nicht.


Hof hinter dem Klosterplatz.

Auf dem Weg dahin, durchquerten wir einen Hof hinter dem Klosterplatz, wohin sich ausser uns kaum jemand sonst verirrte. Dort umgab uns so eine Ruhe, dass wir schon dachten, wir hätten uns verirrt. Dem war aber glücklicherweise nicht so.


Zutritt zur Kapelle nur mit Genehmigung dieser beiden Herren.

Blick vom Hof auf die Stiftskirche im Hintergrund.

Schliesslich gelangten wir durch ein weiteres Tor zum Eingang der Stiftsbibliothek. Dort hatten sich dann doch noch ein paar andere Interessierte eingefunden. Keine von uns war schon zuvor in dieser weltberühmten Bibliothek und so war die Spannung hoch.


Stägeli uf, Stägeli ab... Auf dem Weg zur Bibliothek...

Barocksaal der Stiftsbibliothek. (Bildquelle: käuflich erworbene Postkarte)

Bevor wir die Bibliothek betreten konnten (Eintritt SFr. 12.-) mussten wir uns Filzpantoffeln überziehen. Grund dafür ist der prächtige, mit Intarsien ausgelegte Fussboden aus Tannenholz. Ich versichere euch: der Anblick, der sich bei Eintritt in den Barocksaal bietet, ist einfach umwerfend. Allerdings gebe ich zu, dass ich mir den Saal selbst grösser vorgestellt habe. Keine Ahnung, wieso ich diese Vorstellung hatte, aber so war's nun mal.


Die Stiftsbibliothek ist die älteste in der Schweiz und eine der grössten und ältesten weltweit. Etwa 170'000 Bücher umfasst die Sammlung, davon werden etwa 50'000 Exemplare im Barocksaal ausgestellt. Doch nicht nur Bücher werden dort gezeigt: im Jahre 1836 zog dort auch die ägyptische Mumie der Schepenese mitsamt ihren Sarkophagen ein. Scheinbar fühlt sie sich dort wohl, denn auch heute noch kann sie im Saal bestaunt werden. Schepenese gelangte bereits 1820 als Geschenk an den damaligen St. Galler Landamman in die Schweiz und wurde schliesslich 1836 für 440 Gulden vom katholischen Grossratskollegium gekauft. Seither gehört sie zum Inventar der Stiftsbibliothek. Eine etwas skurrile Geschichte, wie ich finde, aber bis zu unserem Besuch in der Bibliothek war zumindest mir nicht mal bekannt, dass sich dort eine Mumie befindet.


Solltet ihr mal den Drang verspüren, die Bibliothek zu besuchen: fotografieren ist nicht erlaubt. Doch glücklicherweise ermöglicht das Museum ein Bild vor der Fototapete beim Eingang ☺️


Natürlich gibt es noch viel mehr im Stiftsbezirk zu besichtigen, doch irgendwann machte sich die Müdigkeit breit und wir traten langsam aber sicher den Heimweg an. Ach nein, eigentlich nicht direkt, denn etwas shoppen musste dann auch noch sein, bevor es nach Hause ging...


Dieses Bild musste ich euch zum Abschluss einfach zeigen, denn wenn nicht zu Corona-Zeiten, wann dann steht der Verkauf von WC Papier an so prominenter Stelle? :😉


Grüsse


Corinna


P.S. Kaum hatte ich den ersten Teil von Appenzell und St. Gallen veröffentlicht, erfuhr ich von Gisela, dass sie dieser Tage ebenfalls in St. Gallen war. Ich bin mir sicher, sie könnte euch auch einiges von ihrem Ausflug erzählen. Gell, Gisela?


22 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Murten Licht-Festival

Bình luận


  • Facebook Social Icon
  • facebook

©2019 by scheissaufsalter. Proudly created with Wix.com

bottom of page