Die Sommerzeit ist nicht nur die Zeit der lauen Abende, die wir am Grill im Garten oder beim Sprung ins Wasser geniessen können, sondern auch die Zeit der Openairs, der vollen Strassencafés und eben auch der Seefestspiele in Thun.
Im Juli war es soweit, dass wir uns zu zweit an den Thunersee aufmachten, um in den Genuss des Seefestspiels 'Io Senza te' zu kommen. Dabei ging es aber nicht nur um das Festspiel, vielmehr wollten wir bei der Gelegenheit auch noch Thun erkunden, da keine von uns die Stadt wirklich kannte. Wir wussten nur: da gibts ein Schloss, eine grosse Kaserne und den Thunersee zu Füssen. Und ausserdem: bei welchem Musical hat man auch noch gleich die Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau ? Eben...!
So machten wir uns also an einem Samstag auf den Weg dorthin. Auf dem Plan stand, Nachmittags in aller Ruhe die Stadt zu erkunden, etwas lädele und es uns dort gut gehen zu lassen. Zeit hatten wir zur genüge, da das Musical erst um 20 Uhr begann. Meinten wir zumindest, aber dazu gleich mehr...
Kennt ihr auch solche Tage, an denen nicht alles so läuft, wie ihr euch vorgenommen habt? Nun denn, dieser Samstag war ein solcher Tag. Wir fuhren also von Basel her kommend Richtung Thun, als ich bei Härkingen auf einmal fest entschlossen die Abzweigung Richtung Luzern nahm. Erst nach etwa 30 Kilometern fiel uns dies auf und ich fragte mich ernsthaft: wir konnte mir das passieren? Wie oft bin ich schon ins Wallis gefahren? Na, wie oft wohl? Und wie oft musste ich da den Abzweiger in Richtung Bern (NICHT Luzern!) nehmen und fuhr an Thun vorbei, bevor ich durchs Kandertal ins Wallis weiterfuhr? Na?Na?? Gefühlt wohl eine Million mal, aber nein, an diesem Samstag verortete ich Thun kurzerhand irgendwo in Richtung Luzern. Tja nun, es war wie es war und wir fuhren die nächste Ausfahrt von der Autobahn runter und orientierten uns grob: ' Ich glaub, die richtig Autobahn muess jetzt rechts vo uns si.' Im Vertrauen, dass wir nun auf dem richtigen Weg waren, fuhren wir gut gelaunt weiter, denn die hat uns auch die kurze Orientierungslosigkeit nicht vermasselt. Im Gegenteil: unsere gute Laune hob sich sogar, als wir sahen, durch welch schöne Landschaft wir fuhren. Dabei passierten wir St. Urban und sein wunderschönes Kloster, weitere zauberhafte Orte und schliesslich Wangen an der Aare bevor wir wieder auf die richtige Autobahn kamen. Kurz gesagt: wir waren begeistert von unserem unbeabsichtigten Umweg.
Schliesslich kamen wir in Thun an, fanden mühelos ein Parkhaus und machten uns auf Erkundungstour.
Bereits auf dem Weg in die Stadt, zeigte sich das Schloss auf dem Hügel. Dort wollten wir hinauf, doch bereits auf dem Weg dorthin blieben wir an dem einen oder anderen kleinen Laden hängen. Das Schloss lief uns ja nicht davon, aber die Geschäfte schlossen bereits um 16 Uhr, also war ganz klar, wo unsere Prioritäten lagen. Es dauerte also nicht all zu lange, da machten wir uns vollgepackt mit unseren neuesten Errungenschaften auf den Rückweg ins Parkhaus, um alles zu verstauen und uns erneut auf Erkundungstour zu begeben.
Doch erst musste eine kleine Stärkung her und so machten wir uns auf die Suche nach einem schönen Lokal an der Aare. Und im Schatten! Denn heiss war es auch an diesem Samstag.
Nach der Verschnaufpause ging es schliesslich kreuz und quer durch die Stadt und an der Aare entlang in Richtung Schloss.
Wir verzichteten auf einen Besuch im Schloss und genossen stattdessen die Aussicht auf allen Seiten der Anlage. Langsam wurde es allerdings auch Zeit, dass wir uns auf den Weg zum Musical machten und so ging's wieder runter in die Stadt.
Die Flusswelle ist den Surfern vorbehalten, doch weiter unten finden sich Schwimmer zuhauf. Sie springen von den Brücken oder teils auch von den Gebäuden der Aare entlang ins Wasser und lassen sich im kühlen Nass treiben.
So, um den Faden wieder aufzunehmen: wir waren nun auf dem Weg von der Stadt an den See. Von dem wir dachten, er liege direkt, also unmittelbar vor Thun. Aber wir liefen und liefen der Aare entlang, den See hatten wir vom Hügel aus ja gesehen und irgendwie war uns da schon klar: Thun liegt zwar am See, aber nicht so direkt, wie wir uns das dachten. Zumindest nicht an dem Teil Thuns, den wir besichtigt hatten. Nichts desto trotz ging es weiter auf dem Scherzligweg (naja, klar: Scherzligschleuse-Scherzligweg) bis wir feststellten, dass dieser Weg eine Sackgasse ist. Er endet einfach in der Aare. Wir konnten weder nach links noch nach rechts ausweichen, um weiter in Richtung See zu gehen. Also mussten wir umkehren und liefen erneut los, bis wir am Bahnhof ankamen. Dort fragten wir erstmal nach dem Gelände der Festspiele. Schliesslich musste wir einen Bus nehmen, mit welchem wir dorthin fuhren. Doch eigenartig: es waren zwar Leute unterwegs, doch keiner schien sich für die Seespiele zu interessieren. Also fragten wir uns durch, überquerten mehrmals die Route des Ironman Thun, der zeitgleich stattfand und kamen schliesslich am Zielort an. Wir freuten uns, ja so kann man das sagen. Wir freuten uns, dass wir nach längerer Suche und noch längerem Umherirren endlich dort waren. Und all die Leute, die sich schon auf dem Gelände befanden! Es war erstaunlich! Schliesslich hatten wir ja noch gut 45 Minuten Zeit, bevor das Musical begann. Aber die wollten bestimmt auch noch alle einen Apéro vor Spielbeginn geniessen. Doch in dem Moment erklang ein lautes 'DING DONG'...und die Ansage: ' Verehrtes Publikum, dörfe mir Sie bitte, d'Plätz für die zweiti Spielziit izneh. D'Pause isch verbii.'
Na, was soll ich sagen...da hatten wir doch einfach Glück, dass wir es immerhin auf die zweite Spielzeit rechtzeitig geschafft haben. Wäre doch blöd gewesen, wenn wir mitten im Stück unsere Plätze gesucht hätten. Meint ihr nicht auch? Es stellte sich heraus, dass das Musical fast an allen Tagen um 19.30 oder 20 Uhr beginnt, ausser diesen Samstag, da startete es bereits um 18 Uhr. Schien so, als hätten wir da was verwechselt...ähem...
Nun, auch hier: es war, wie es war. Wir setzten uns also zur zweiten Spielzeit hin und genossen das Musical, in welchem es um Lieder von Peter, Sue und Marc geht. Die ausgewählten Lieder wurden in eine Geschichte verbaut, in der es um Karriere machen, Gefühle, Streitereien und Versöhnungen geht. Das Bühnenbild war recht spartanisch, doch die Stimmung im Publikum ausgezeichnet. Immer wieder konnte ich an den Kommentaren heraushören, dass etliche Peter, Sue und Marc Fans dabei waren. Am Ende des Stücks gab es gar Standing Ovations...
Nun, da die Geschichte relativ simpel war, machte es auch nicht viel aus, dass wir die erste Hälfte verpasst hatten. Und gute Laune machte das Stück dennoch. Nach dem Musical machten wir uns also bestens gelaunt auf den Rückweg. Den fanden wir auf relativ leicht, da wir zu Beginn einfach der Menschenmenge nachliefen und uns später einfach richtungmässig orientierten.. So liefen wir ein kurzes Stück den See entlang, wo wir dieses wunderschöne Schloss sahen:
Zum Abschluss des Tages wollten wir uns in Thun noch ein Coupe gönnen, doch die Suche nach einem freien Platz gestaltete sich schwierig. Ehrlich gesagt, die Innenstadt war am Samstag Abend so voll, dass alles schon besetzt war. Schliesslich fanden wir einen Glacéstand und auch hier hatten wir Glück: es dürfte sich wohl ums beste Glacé in Thun handeln, das wir bekommen konnten. Damit setzten wir uns noch gemütlich auf eine Bank, schauten dem Treiben in der Innenstadt zu und machten uns schliesslich auf den Heimweg.
Ich habe es ja zu Beginn schon erwähnt: dieser Samstag lief nicht ganz so, wie geplant. Aber das spielte keine Rolle. Denn erstens sahen wir auf unserem Umweg nach Thun eine wunderschöne, uns noch nicht bekannte Gegend der Schweiz. Und zweitens: waren wir beide wirklich froh, sind wir nicht mitten in die Spielzeit reingeplatzt und hätten das Publikum stören müssen, beim Suchen unserer Plätze. Und genau so, wie sich dieser Tag zeigte, war er perfekt. Besser hätte es nicht sein können.
Geniesst also auch eure unperfekten Tage und den Sommer.
Corinna
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