Habt ihr schon mal das Wort Tsundoku gehört? Wohl genau so wenig wie ich, vermute ich mal.
Und doch, werden die einen oder anderen von euch wohl Tsundoku praktizieren.
Jeder, der Bücher liebt und diese sammelt betreibt diese Kunst. Das japanische Wort Tsundoku setzt sich zusammen aus "tsun" (von tsumu), was soviel wie aufstapeln bedeutet und "doku", was lesen bedeutet. Bei Tsundoku geht es also darum, Bücher zu stapeln, um diese später zu lesen. Ob man dies dann auch macht, steht auf einem anderen Blatt.
Etwa zur selben Zeit, also so um 1900, kam das Wort Bibliomanie auf, was nichts anderes heisst, als Bücher zu sammeln und zu besitzen. Diese Leidenschaft ist auf der ganzen Welt verbreitet, und wenn man sich bei mir zuhause umschaut, ist unschwer erkennbar, dass ich Bücher einfach liebe.
Auch wenn ich kürzlich mein Büro neu eingerichtet habe, um meine Bücher endlich an einem Ort vereint zu haben, so war dieses Vorhaben von relativ kurzer Dauer. Hatte ich doch den Plan, dass alle Bücher im Büro unterkommen sollten, muss ich heute gestehen, dass sie sich in meinem Daheim bereits wieder ausbreiten.
Ja, der meiste Lesestoff ist nun dort verstaut, wie ich es plante. Doch ein weiterer, beträchtlicher Teil meiner Bücher befindet sich nach wie vor im Wohnzimmer. Sei es, weil doch zuwenig Platz im Büro für sämtliche Lektüre zu finden ist, sei es, weil mir das Wohnzimmer ohne Bücher einfach leer vorkommen würde.
Was mir aber immer wieder Kopfzerbrechen macht, ist die Tatsache: weshalb breiten sich meine Bücher immer wieder ungehindert in meinem Bett aus? Weshalb sieht es dort immer wieder aus, wie in einer Bibliothek mit Liegestatt? Na ganz einfach: ohne zumindest in einem Buch gelesen zu haben, schlaf ich nicht ein. Die einen machen halt ihren Fernsehschlaf, ich hingegen halte es mit Bücherschlaf. Und für meinen Bücherschlaf brauche ich eine passende Auswahl an Büchern. Eines reicht einfach nicht. Mal ist es ein Krimi, in dem ich ein Kapitel lese, anschliessend noch etwas über FengShui, um anschliessend noch in einem Kochbuch zu blättern...und ja, ihr habt das richtig gelesen: ich lese häufig von allem etwas. Ein kunterbuntes Durcheinander.
Vielleicht gehört ihr ja auch zu den Lesern, die mehrere Bücher nebeneinander her lesen? Oder seid ihr mehr der Leser: ein Buch nach dem anderen?
Um etwas Ordnung in meine Bücher zu bringen, habe ich sie natürlich einigermassen geordnet untergebracht. Im Wohnzimmer zum Beispiel sind sie nach Schriftsteller geordnet. Im Büro stehen sie nach Themen untergebracht im Regal, Kochbücher sind eine Kategorie für sich alleine. Und all die Bücher, die weder einem Schriftsteller noch einem Thema zugehörig sind, stehen zusammen in einer Ecke. So weiss ich in der Regel, wo ich nach welchem Buch zu suchen habe, wenn ich es denn lesen möchte. Und wie schon erwähnt: auf dem Bett liegt immer das, was mich aktuell grad interessiert.
Ich habe das System, Bücher nach Farben zu sortieren und in Regale zu stellen, nie verstanden. Es mag ja hübsch aussehen, aber macht das jemand, der diese Bücher noch lesen möchte? Bis ich auf diese Weise ein Buch gefunden hätte...das könnte dauern. Und ich habe ja auch keine Lust, mir bei jedem Buch zu merken, wie sein Buchrücken aussieht. Da macht mir das System, Bücher nach Schriftstellern oder Kategorie zu sortieren doch echt mehr Sinn.
Aber ein Jeder nach seiner Façon.
Eine Herausforderung für mich ist es, an einem Buchladen vorbei zu gehen. Das schaffe ich zumeist nicht, und wenn ich dann erst mal drin bin, komme ich zu 99% mit einem oder gleich mehreren Büchern raus. So bleibt es natürlich nicht aus, dass sich die Bücher bei mir anfangen zu stapeln und ein paar ganz wenige Exemplare lange nicht gelesen werden. Wenn ich dann mal wieder an dem Punkt bin, an dem mir die Bücher über den Kopf wachsen, nehme ich mir Zeit, diese auszumisten. Jawoll, ausmisten! Denn immer wieder befinden sich solche darunter, die ich nur einmal gelesen habe und von denen ich weiss, dass ich sie nicht nochmals lesen werde. Oder kennt ihr das? Bücher, die ihr auch schon mehrmals gelesen habt, entsprechen nicht mehr euren aktuellen Interessen? Oder die Schreibweise gefällt euch nicht mehr und ihr könnt nicht mal mehr verstehen, was ihr denn an diesen Büchern vor Jahren mal interessant fandet? Also raus damit. Und nein: ich werfe sie nicht fort. Ich habe das Glück, dass ich meine Bücher mit der Notiz "Gratis" an die Strasse stellen kann und diese auch gerne genommen werden. So machen sie doch jemand anderem wieder eine Freude. Oder ich gebe sie direkt in meinem Freundeskreis weiter.
Um den ökologischen Fussabdruck auf andere Weise auch klein zu halten, kaufe ich auch gerne Second Hand Bücher oder suche mir an den offenen Bücherschränken etwas zum Lesen aus.
Aber ein nigelnagelneues, frisch gedrucktes Buch in Händen zu halten, ist doch immer noch was spezielles. Und übt jedes Mal eine Faszination auf mich aus.
Wie sieht es denn bei euch aus mit Büchern?
Ich geh dann mal in einem Buch schmökern.
Corinna
Comments