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Vom Frosch, der springen wollte...

Gisela


Es war einmal ein Frosch. Der sass gar gemütlich in seinem Teich und sah all die anderen Frösche, die zusammen mit ihm im selben Tümpel sassen und ihn schon ein Leben lang begleiteten. Friedlich war das dort, entspannt und alles wohl bekannt. Alle Frösche lebten ein zufriedenes Leben und konnten sich kein anderes vorstellen. Doch dieser eine Frosch....dieser eine, begann sich zu langweilen und begann Fragen zu stellen: was es wohl jenseits dieses wohl bekannten Tümpels gab? 'Ah, keine Ahnung...wozu sollten wir das auch wissen wollen? Wir habens ja gut hier und das Leben ausserhalb des Tümpels wird gefährlich sein, sonst wäre ja schon jemand von uns dort', antworteten die anderen Frösche.

Nun gut, dachte sich der Frosch: die anderen werden wohl recht haben, was stell ich auch für Fragen! Zufrieden sollt ich sein, mit dem, was ich hab. Die anderen sind es doch auch.


So verging die Zeit und der Frosch hüpfte tagein-tagaus auf den selben Seerosenblättern umher, manchmal setzte er sich an den Rand des Teiches und schaute die Bäume an, die ihn umgaben. So sehr er sich auch bemühte, so zufrieden zu sein, wie die anderen Frösche, so sehr begann ihn die Frage, was wohl jenseits der Bäume wäre, zu plagen. Ob es dort wohl noch andere Dinge als diesen Teich gab? Würde es dort auch andere Frösche geben und sähen diese gleich aus wie sie? Was würden diese essen, wie quaken? Und würden diese wohl so hüpfen wie sie? Und die wichtigste Frage von allen: was könnte er wohl alles lernen?


So vergingen die Tage und der Frosch begann sich zu grämen. Er grämte sich, weil er das Leben nicht so geniessen konnte, wie die anderen Frösche. Er grämte sich auch, weil es so viele Fragen gab, die niemand beantworten konnte und er grämte sich ob seiner Unzufriedenheit.


Als er eines sonnigen Tages wieder am Teich sass und die Frösche um ihn herum betrachtete, entdeckte er auf einmal ein gar seltsames Exemplar am anderen Ende des Teiches. Nanu, was war denn das? War das ein Frosch? Kurzerhand spannte er seine Schenkel und hüpfte neugierig über die Seerosenblätter ans andere Ende des Teiches. Da sass er nun, dieser fremde Frosch, der auch gar nicht so aussah wie sie. Verwundert betrachtete er diesen Fremdling und die Fragen sprudelten nur so aus dem Frosch heraus.


'Woher kommst du?' , fragte der Frosch.

' Von der anderen Seite der Bäume. Einen langen Weg habe ich hinter mir, um hierher zu gelangen. Gefährlich war er und viel habe ich erlebt. Nun bin ich froh, hier zu sein und mich ausruhen zu können.'

'Weshalb hast du denn deinen Teich verlassen, um hierher zu kommen?' , fragte der Frosch weiter.

'Ach weisst du, ich sass da so wie jeden Tag an meinem Teich, zusammen mit all den anderen Fröschen, die ich schon mein Leben lang kannte und begann mich zu langweilen. Ich fragte mich, was wohl jenseits der Bäume wäre und diese Frage liess mich einfach nicht in Ruhe. Ich begann mich zu grämen und wurde von Tag zu Tag unglücklicher. Doch eines Tages sass ein fremder Frosch an unserem Teich und wir kamen ins Gespräch. Ich klagte ihm mein Leid und stellte ihm eine Frage, die mein ganzes Leben veränderte.'

'Was war denn das für eine Frage, die ein ganzes Leben verändern kann?' , fragte der Frosch atemlos.

'Ich fragte ihn: Wenn ich nicht ein Frosch bin, der so grün ist, wie die anderen und auch nicht so quakt? Wer bin ich dann?! Und er antwortete mir: der mutigste Frosch, den ich kenne! Du musst nur noch lernen, über deinen Schatten zu springen. Sprach's und hüpfte davon.'

'Oh, und was hast du dann gemacht?' , fragte der Frosch ganz gespannt.

Der fremde Frosch begann zu lachen und antwortete: 'Das musst du ganz alleine herausfinden.' Sprach's und hüpfte davon.


Die Wochen zogen ins Land und der Frosch dachte immer wieder an sein Gespräch mit dem anderen Frosch nach. Noch immer hatte er nicht verstanden, was er tun sollte, um glücklicher zu werden und begann auch langsam, sich über den fremden Frosch zu ärgern. Doch als er eines Nachmittags wieder am Teich sass und die Schatten immer länger wurden, wurde ihm klar, was der fremde Frosch meinte. Er setzte zum Sprung an und hüpfte über seinen Schatten, immer wieder tat er dies und auf einmal fand er sich im Wald wieder. Noch nie in seinem Leben war er so weit von zuhause weg und ängstigte sich vor den fremden Geräuschen und Gerüchen. Nichts mehr kam ihm bekannt vor und schon war er drauf und dran, umzukehren. Doch da erinnerte er sich daran, dass ihn der andere Frosch als mutig bezeichnet hatte. Würde er da tatsächlich wieder umkehren wollen, wenn er mutig war? Nein, das wollte er nicht und so beschloss er, sich auszuruhen und am nächsten Tag weiter über seinen Schatten zu hüpfen, bis er wieder müde wurde. So setzte sich seine Reise über Tage und Wochen fort, der Frosch erlebte und lernte so viel mehr, als er sich je erträumt hatte, bis er schliesslich an einen wunderschönen Teich kam und sich dort ausruhte.


Kaum sass er dort auf einem Seerosenblatt, kam schon ein junges Fröschlein angehüpft und fragte ihn, woher er käme und was er hier mache. So erzählte ihm der Frosch seine Geschichte, erzählte von seinen Abenteuern und wie sehr er nun seine Heimat vermisste. Das Fröschlein sah ihn mit grossen Augen an und fragte ihn: 'Und, warum gehst du dann nicht nach Hause zurück?' Der Frosch musste lange überlegen, ehe er ihm antwortete: 'Weisst du, es hat mir so viel Freude in meinem Leben bereitet, immer weiter zu hüpfen und Unbekanntes zu entdecken, dass ich ganz müde davon geworden bin. Nun sind die Schatten länger geworden und ich brauche immer mehr Kraft, um drüber zu springen.' Das Fröschlein sah ihn an und meinte: 'Ich dachte, du seist der mutigste Frosch, den es gibt? Und nun lässt du dich von deinen länger gewordenen Schatten abschrecken?', und hüpfte in den Teich zurück.


Der Frosch blieb alleine zurück und dachte über die Antwort des Fröschleins nach. Er musste sich eingestehen, dass er nun, da es an die Rückkehr ging, am meisten Mut brauchte. Doch nun, kurz vor seinem Lebensende, wollte er den Mut ganz bestimmt nicht verlieren und machte sich schliesslich auf den Heimweg.


Wieder und wieder hüpfte er über seine immer länger werdenden Schatten bis er endlich seinen Teich wieder erreichte. Er hüpfte auf ein Seerosenblatt und wusste, dass er endlich wieder zuhause war. Wie schön das war, hier zu sein. Und all die anderen Frösche zu sehen, die er noch kannte. Diese kamen, kaum hatten sie ihn erblickt, zu ihm gehüpft und fragten aufgeregt durcheinander. So viele Geschichten konnte er ihnen erzählen, von Wäldern, Tieren, anderen Teichen und Fröschen, so dass sie ganz gebannt lauschten. Sie begannen, untereinander zu tuscheln und der eine oder andere Frosch fasste den Plan, ebenfalls über seinen Schatten zu hüpfen und die Welt zu erkunden.


Wieder zogen die Tage und Wochen ins Land und der Frosch genoss sein Zuhause von ganzem Herzen. Als er so da sass, auf seinem Seerosenblatt kam ein junger Frosch auf ihn zugehüpft und fragte ihn: 'Was hat es dir gebracht, diese beschwerliche Reise auf dich zu nehmen, nur um am Ende wieder hier zu sein?' 'Ach, weisst du, diese Reise hat mich zu dem Frosch gemacht, der ich heute bin. Dank ihr bin ich in der Lage, den Teich und all seine Bewohner mit ganz anderen Augen zu sehen. Du musst springen, um irgendwohin zu kommen. Egal, wohin dich dein Weg führen wird: er wird dich dir näher bringen, als du es dir jemals hättest erträumen können. Und weisst du, je höher ich sprang, desto tiefer konnte ich fallen und das tat verdammt weh. Aber diese Freude und Leichtigkeit, die jeder Sprung mit sich brachte, waren es wert. Nie habe ich es bereut, denn bereut hätte ich nur, wenn ich nicht gesprungen wäre.'


Der junge Frosch kehrte auf sein Seerosenblatt zurück und dachte über die Antwort des Frosches nach. Er spürte, wie sich etwas in im veränderte, denn hatte er sich in letzter Zeit ob seiner Langeweile begonnen zu grämen, wollte nicht einfach zufrieden sein, mit dem, was ihn umgab. Doch ganz langsam und leise beschlich ihn ein Gefühl der Vorfreude und Leichtigkeit und ihm wurde klar, dass auch ihn nur seine eigenen Schatten von seinem Leben abhielten. Er begann seine Schenkel zu spannen und...


Jaha, ihr wisst nun genau, wie die Geschichte weitergeht...Quak...


Corinna




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